Adelbert Stifter: Der Hagestolz
Besprechung
Der junge Victor soll, bevor er seine erste Stelle antritt, einen Besuch bei seinem ihm noch unbekannten Oheim machen. Der unerfahrene Jüngling bricht vom Haus seiner Pflegemutter Ludmilla auf und gelangt nach tagelanger Fußwanderung zu seinem Onkel, der einsam auf einer Insel wohnt. Während das Hauswesen Ludmillas von Sauberkeit, Fleiß und liebevoller Fürsorge geprägt ist, trifft Victor beim Oheim auf völlig andere Verhältnisse. Der alte Mann erweist sich als misstrauischer Menschenfeind, der von Victor als erstes verlangt, er solle seinen treuen Hund ertränken. Victor bleibt zunächst nur gezwungenermaßen auf der Insel, sehr langsam kommen sich die beiden jedoch näher, und am Ende zeigt sich der Onkel großzügig bei der finanziellen Absicherung von Victors Zukunft. Der Jüngling wird nach einer längeren Reise seine Pflegeschwester Hanna heiraten und sich auf sein Landgut zurückziehen. Das Leben des Oheims ist deshalb verfehlt, weil er es versäumt hat, eine Familie zu gründen und damit den Gesetzmäßigkeiten der Natur zu genügen. Victor, das abschreckende Beispiel des Oheims vor Augen, wird seine Lebenszeit besser nutzen. Stifter zeigt hier die Situation eines jungen Mannes am Beginn des Erwachsenenlebens, der für sich das Richtige wählt, Ehe, Familienglück, Beschränkung auf ein ruhiges, aber tätiges Leben.
Didaktische Hinweise
Biedermeierliche Motive: Frage nach dem richtigen Leben; Beschränkung auf Familie, Abkehr von der „großen Welt“; Idylle; Kontrastierung als durchgängige Methode: Gegenüberstellung zweier Figuren, Landschaften, Gebäude, Farben, Tätigkeiten; Detailfreudigkeit, langsames Erzähltempo; Funktion der Naturbilder; Vergleich mit anderen Stifter-Texten, z. B. „Das sanfte Gesetz“ (Vorrede zu „Bunte Steine“)
Gattung
- Kurzprosa, Erzählungen, Textsammlungen, Tagebücher
Eignung
themenspezifisch geeignetAltersempfehlung
Jgst. 12 bis 13Fächer
- Deutsch
Erscheinungsjahr
1986 (1844)ISBN
9781482752045Umfang
156 SeitenMedien
- Buch