Kirsten Boie: Ein mittelschönes Leben

Besprechung

Ein kleines Büchlein zu einem großen Thema. Geschildert wird das „Unglück“, das ein durchschnittlicher Mann erfährt und erlebt: Arbeitslosigkeit, ein Umzug in die Nähe des Arbeitsplatzes, die Trennung von den Kindern, die ihn nur sonntags zu Gesicht bekommen. Als er erneut seine Arbeit verliert und zu trinken beginnt, kann er Miete und Rechnungen nicht mehr bezahlen und landet auf der Straße. Kirsten Boie, die renommierte Kinder- und Jugendbuchautorin, zeigt mit schlichten und leicht verständlichen Sätzen, wie eine Reihe von Widrigkeiten den gesellschaftlichen Abstieg einleiten und manifestieren. „Ein mittelschönes Leben" zeigt mit wenigen Worten und doch gut nachvollziehbar, dass jeder Mensch seine Familie oder seine Arbeit verlieren kann und dennoch (oder gerade deswegen) mit Würde behandelt werden muss. Im Anhang stehen von Grundschülern und Grundschülerinnen gestellte Fragen und die sehr ehrlichen, zum Teil erschütternden Antworten der Obdachlosen, z. B. „Was haben Sie über Obdachlose gedacht, als Sie noch nicht obdachlos waren?„ - „Was für Penner.“ oder „Haben Sie Freunde?“ - „Ja, hab ich. Vier. (...)“