Markus Feldenkirchen: Keine Experimente
Besprechung
In Rückblenden wird von Kallenbergs Weg in die Politik erzählt: Als Gegenmodell zu einer schwierigen Kindheit und der unglücklichen Ehe der Eltern schienen ihm ein konservativ-geordnetes Weltbild und traditionelle Werte wie Sicherheit, Treue, Religion und Familie die Lösung aller Probleme zu sein. Zunächst läuft für ihn auch alles nach Plan: Frederik heiratet seine Jugendliebe, sie bekommen zwei Söhne, um die sich die Ehefrau kümmert, während ihr Mann zum Hoffnungsträger seiner Partei wird. Da verliebt er sich ausgerechnet in die Studentin Liane, die mit ihren feministischen Ansichten das Gegenteil von all dem darstellt, wofür er eintritt. Auch politisch scheint er sich vergaloppiert zu haben, die Kanzlerin will ihn mit seiner Müttergeld-Offensive nämlich stoppen und bietet ihm im Gegenzug einen Posten als Staatssekretär an. Eine wieder aufgetauchte Zwangserkrankung wirft ihn zusätzlich aus der Bahn. Der Roman zeichnet seinen Helden ironisch und verständnisvoll zugleich. Wahrscheinlich sind die Beobachtungen über den Politbetrieb nur zu realistisch, da sich der Autor, Spiegel-Journalist, hier auskennen dürfte. Die Hauptfigur ist eine Art reiner Tor, der selbst am fassungslosesten ist, dass er seinen hohen Idealen nicht treu bleiben kann. Gegenüber seinen Kollegen mit ihrem Zynismus und ihrer Abgebrühtheit steht er trotzdem gut da. Und neben dem Talkshow- und Wahlkampfgeplänkel, die das Buch aktuell machen, geht es doch auch ums Grundsätzliche: Wie soll man richtig leben, und kann man das überhaupt?
Didaktische Hinweise
Geeignet als Leseangebot in der Schulbibliothek, für Referate, häusliche Arbeiten, auszugsweise auch für die Textanalyse. Bearbeitungsvorschläge:- Diskutieren Sie den Begriff „konservativ“ auf Grund des Gesprächs zwischen der Kanzlerin und Kallenberg auf S. 353 ff. - Welche Typen von Politikern schildert der Verfasser? - Erklären Sie den Titel des Buches. - Was bedeutet die Zwangserkrankung der Hauptfigur für die Handlung? - Zeigen Sie an konkreten Beispielen die Zeit- und Gesellschaftskritik des Autors. - Wie steht der Verfasser zu seiner Hauptfigur?
Gattung
- Romane
Eignung
in Auszügen geeignetAltersempfehlung
Jgst. 11 bis 13Fächer
- Deutsch
- Sozialkunde/Politik und Gesellschaft
Erscheinungsjahr
2013ISBN
9783036956718Umfang
398 SeitenMedien
- Buch