Chimamanda Ngozi Adichie: Americanah. Aus dem Amerikanischen von Anette Grube

Besprechung

Ifemelu liebt Obinze. Als sie Nigeria Richtung Amerika mit einem Stipendium verlässt, merkt sie plötzlich, was Rasse bedeutet. Der Anfang ist schwer: Sie findet keinen Job, den sie für die Miete und das Essen dringend bräuchte, und als sie in ihrer Not auf das zweifelhafte Angebot eines unangenehmen Tennislehrers eingeht, schämt sie sich so sehr, dass sie alle Brücken abbricht und sich bei Obinze nicht mehr meldet. Allmählich aber geht es aufwärts, und sie verliebt sich in den Ostküstenadeligen Curt, dessen Verbindungen auch für Ifemelu Türen öffnen. Mit einem Blog über ihre Beobachtungen zu rassistischen Tendenzen in Amerika hat sie großen Erfolg: Wie dunkel darf man sein? Muss man sich die Haare glätten? Welche Farbe hat hautfarbene Unterwäsche? Ifemelu lebt lange in Amerika, mit ihrem neuen Partner Blaine, einem intellektuellen Afroamerikaner, unterstützt sie Obama, aber die Sehnsucht nach Obinze und nach Nigeria ist nie ganz verschwunden. Obinze hat in der Zwischenzeit versucht, in London Fuß zu fassen, wurde aber als illegaler Ausländer gefasst und zurückgebracht. In Lagos wird er – mit nicht ganz einwandfreien Geschäften – ein reicher Mann, er hat Frau und Kind, und auch er kommt von Ifemelu nicht los. Ifemelu geht zum Staunen ihrer Umgebung zurück in ihre Heimat, sie sieht die Korruption, die schwierigen Verhältnisse etc. nun auch mit den Augen der „Americanah“, aber sie liebt das Land und Obinze, mit dem es, fast zu schön, ein Happyend gibt. Das Buch hatte großen Erfolg und gibt dem Leser tatsächlich eine Menge neuer Informationen und Eindrücke: So werden die Verhältnisse in Nigeria (Korruption, Arbeitslosigkeit, Rolle der Neureichen, Militärputsche, Rolle der Frauen, Rolle der Kirchen etc.) ebenso thematisiert wie die Erfahrungen von Schwarzen in Amerika. Gleichberechtigung ist eben beileibe noch nicht erreicht, wie Ifemelu unbestechlich und unnachsichtig immer wieder konstatiert.