Ilja Trojanow: Macht und Widerstand

Besprechung

Der bekannte aus Bulgarien stammende Autor legt in seinem 2015 (bereits in zwei Auflagen) erschienenen großen Romane ein wahrhaft bewegendes zeitgeschichtliches literarisches Dokument vor. Schon der Titel verweist auf die bipolare Struktur des Werkes: Zwei völlig gegensätzliche Menschentypen werden einander in zahlreichen Einzelabschnitten gegenübergestellt: Metodi, der skrupellose Karrierist, auf der einen Seite, Konstantin, der seiner Überzeugung konsequent und unbeugsam treue Widerstandskämpfer, auf der anderen. Wo der eine opportunistisch Erfolge, Prestigegewinn, Status, Geld und Macht einheimst, geht der andere seinen Weg kompromisslos, trotz Folter, Verfolgung und Gefängnis, immer sich selbst treu. Dies wird nicht in billiger Schwarz-Weiß-Malerei vorgeführt, sondern durch Einschübe von Berichten der Geheimdienste und von Spots auf die Szenarios im kommunistischen Bulgarien der Nachkriegszeit und der „Veränderung“ ab 1990 in den gesamthistorischen Kontext gestellt: So kommt der Romane ohne eigentliche kontinuierliche Handlung aus, wohl aber ergibt sich aus dem vorgestellten Geschehen und dem Lebensablauf der beiden Protagonisten eine“ Lehre“. Sie ist zwiespältig: einerseits gerät der Outsider Konstantin nie auf die Erfolgsspur, andererseits bleibt Metodi bis zuletzt der angesehene, öffentlich hofierte Machtmensch. Diesem pessimistischen Befund gegenüber steht aber, dass Konstantin am Schluss das Urteil über den Karrieristen Metodi spricht – er hat damit nicht nur das letzte Wort, sondern ihm gehört auch im Romane das zweifache Schlusswort; es lautet: „Wahrer Geist ist Widerstand gegen den Geist der Macht“ und (über sein eigenes Leben): „Es hat sich gelohnt.“ So endet das pessimistische Panorama über ein gutes halbes Jahrhundert Geschichte (nicht nur Bulgariens) im Dunstkreis von kommunistischem Terror und postkommunistischer „Wendehalsigkeit“ doch noch mit einem Hoffnungsschimmer.