mobile Navigation Icon

Paul Maar: Wie alles kam

Besprechung

Roman meiner Kindheit

Der allseits bekannte Kinderbuchautor Paul Maar erzählt in diesem autobiographischen Roman genauso von wunderschönen wie auch von traurigen Momenten in seiner Kindheit. Der Autor beginnt mit den Erinnerungen des kleinen Paul, der das Leben im beschaulichen unterfränkischen Obertheres genießt. Dort lebt er mit seiner Mutter bei seinen Stiefgroßeltern, denn seine leibliche Mutter starb, als Maar sieben Wochen alt war. Oma Kuni und Opa Schorsch werden als äußerst liebenswürdige Großeltern beschrieben, die sich mit viel Herz und Verständnis für den kleinen Jungen um diesen kümmern. Das Leben auf dem Bauernhof, zu dem auch eine typisch fränkische Dorfwirtschaft gehört, ist zwar einfach und manchmal entbehrungsreich, dafür auch voller Freiheiten: Mit seinem besten Freund Lud erlebt er zahlreiche Streiche und echte Abenteuer auf dem Main und in der Wirtschaft mit den Karten spielenden Gästen. Getrübt werden die Erinnerungen durch sein äußerst schwieriges Verhältnis zu seinem Vater: Edmund Maar hätte sich anstelle von Paul eine kleine Tochter gewünscht; scheinbar entsprach der 1937 geborene Stammhalter von Anfang an nicht seinen Vorstellungen, was er diesen auch spüren lies: Die brutale Prügelstrafe mit dem Gartenschlauch, die er und sein Bruder stets zu fürchten hatten, führten bei Paul zum Zwang, artig sein und dem Vater gefallen zu wollen sowie dem äußeren Schein zu wahren. Man erfährt über diesen Mann, dass er sowohl ein erfolgreicher Turner im örtlichen Sportverein war als auch als Soldat im II. Weltkrieg als Matrose eingesetzt war und nach verschiedenen Stationen in der Gefangenschaft von Amerikanern, Engländern und Franzosen 1947 nach Schweinfurt zurückkehrte. Da seine kleine Baufirma in den Jahren seiner Abwesenheit geplündert wurde und sein Haus von einer ausgebombten Familie bewohnt wurde, harrte er verbittert bei seinen Schwiegereltern und seiner Familie in Obertheres aus. Die Rückkehr des Vaters veränderte das Leben in der Nachkriegszeit von Paul, die echte Zäsur stellte jedoch die Rückkehr ins alte Elternhaus nach Schweinfurt dar. 

Maar lässt den Leser/die Leserin teilhaben an seiner Schulzeit im Schweinfurt und den Beginn seiner großen Liebesgeschichte zu seiner späteren Frau Nele. Das ist berührend, schlägt er doch einen Bogen ins heutige Maar’sche Schlafzimmer in Bamberg und zeigt, wie sehr die fortgeschrittene Alzheimer-Erkrankung das Leben der beiden verändert. Das Buch ist auch eine zarte Liebeserklärung an seine Frau, der er nun auf andere Weise nahe ist.

Immer wieder springt er in seiner Biographie hin und her; nicht immer ist es für den Leser/die Leserin leicht, ihm bei diesen thematisch-anekdotischen, nicht streng chronologischen Sprüngen zu folgen. Was bleibt, ist die Geschichte eines Mannes, der durch eine starke Prägung aus seiner Kindheit Zuflucht in der Gegenwelt des Theaters und der Literatur sucht und fand. Viele Kinder hat er zum Beispiel durch seine Geschichten vom Sams mitgenommen in diese Zauberwelt.

Didaktische Hinweise

Dieses Buch eignet sich in erster Linie für Lehrkräfte, die mehr über den Autor Paul Maar erfahren wollen. 

Darüber hinaus reihen sich diese Erinnerungen in eine lange Reihe an Texten über schwierige Vater-Sohn-Beziehungen ein. Ein W-Seminar in der Oberstufe des Gymnasiums könnte dieses Buch in den bekannten Kanon (Klaus Mann, Martin Luther, Franz von Assisi, Bernward Vesper, Franz Kafka, Hermann Hesse, Michael Ende) aufnehmen und analysieren.

Gattung

  • Romane

Eignung

als Theorie für Lehrkräfte und zum Vorlesen

Altersempfehlung

Jgst. 9 bis 13

Fächer

  • Deutsch
  • Geschichte

FÜZ

  • Soziales Lernen
  • Kulturelle Bildung
  • Werteerziehung

Erscheinungsjahr

2020

ISBN

9783103970388

Umfang

298 Seiten

Medien

  • Buch
  • E-Book