mobile Navigation Icon

Philippe Sans: Rückkehr nach Lemberg: Über die Ursprünge von Genozid und Verbrechen gegen die Menschlichkeit

Besprechung

Hier handelt es sich um die faszinierende und erstaunliche Familiengeschichte des Menschenrechtsanwalts Philippe Sands, dessen Großvater aus Lemberg stammt. Auslöser für Sands Recherchen ist eine Einladung, im ukrainischen Lwiw einen Vortrag zu halten. Sands wusste zu diesem Zweitpunkt zwar, dass sein Großvater Leon geboren dort ist, dennoch hat der Großvater, der nach seiner Flucht aus Lemberg in Paris lebte, nie mit dem Enkel über seine galizische Vergangenheit gesprochen. Um diese „verstörende Lücke“ zu füllen, setzt sich Sands mit der Geschichte Lembergs zu Beginn des 20. Jahrhunderts auseinander, die eine multikulturelle Metropole gewesen ist und die dann infolge des Ersten und Zweiten Weltkriegs immer wieder ihre nationale Zugehörigkeit änderte – mit fatalen Folgen für die jüdische Bevölkerung. In den Unterlagen seines Großvaters entdeckt Philippe Sands schließlich neben einem polnischen Pass – Sands hatte seinen Großvater immer für einen Österreicher gehalten – einen von den Nazibehörden ausgestellten Fremdenpass. Die private Geschichte von Sands Familie steht in einem engen Zusammenhang mit weiteren Personen, die zeitgleich in Lemberg eine wichtige Rolle gespielt haben. Hierzu gehören Hans Frank, Nazi-Statthalter in Polen sowie Hersch Lauterpacht und Raphael Lemkin, beide jüdische Juristen, die sehr früh die Notwendigkeit erkannt haben, dass in Zeiten des erstarkenden Nationalismus Minderheiten und deren Rechte juristisch geschützt werden müssen. Lauterbach trägt schließlich dazu bei, dass das „Verbrechen gegen die Menschlichkeit" ein neuer Straftatbestand wird. Auch Lemkin arbeitete unermüdlich daran, das internationale Strafrecht weiterzuentwickeln. Unablässig sammelte er schon während des Krieges Erlasse und Dokumente der Nazis, um bei den Nürnberger Prozessen den „Genozid“ als Straftatbestand geltend machen zu können.

Didaktische Hinweise

Auch wenn Sands Buch sehr umfangreich ist, ist es so spannend und anschaulich geschrieben, dass auch interessiere Schülerinnen und Schüler der Oberstufe den historischen Zusammenhängen gut folgen können. Das liegt auch daran, dass sich Sands v.a. literarischer Mittel bedient, um Zeitgeschichte, Rechtsgeschichte und Familiengeschichte miteinander zu verbinden. Die Erkenntnis, was für eine bedeutsame zivilisatorische Errungenschaft das heute geltende internationales Recht ist, dass dieses nicht abstrakt ist, sondern den Einzelnen schützt bzw. für sein Handeln zur Verantwortung zieht, dürfte auch für Schülerinnen und Schüler eine wichtige Erkenntnis sein.

Gattung

  • Romane

Eignung

für die Schulbibliothek empfohlen

Altersempfehlung

Jgst. 10 bis 13

Fächer

  • Deutsch
  • Ethik/Religionslehre (Evang. Religionslehre
  • Geschichte
  • Sozialkunde/Politik und Gesellschaft

Erscheinungsjahr

2018

ISBN

9783103973020

Umfang

592 Seiten

Medien

  • Buch