Peter Stamm: Marcia aus Vermont. Eine Weihnachtsgeschichte
Besprechung
In seiner Erzählung mit Titel „Marcia aus Vermont. Eine Weihnachtsgeschichte“ nutzt Peter Stamm geschickt die bekannten Motive der Weihnachtsgeschichte, um mit den Erwartungen der Leserinnen und Leser zu spielen. Der Ich-Erzähler, ein Schweizer Künstler namens Peter, begegnet an Weihnachten in New York zufällig Marcia. Ähnlich wie in Stamms Roman „Agnes“, der zur gängigen Schullektüre der Oberstufe gehört, handelt es sich vom ersten Moment an um eine intensive Begegnung: Zuerst bittet Marcia Peter um eine Zigarette, dann umarmt sie ihn und bittet ihn um etwas Geld. Sie erzählt Peter, sie habe Geburtstag und wolle eine kleine Feier geben. Peter begleitet Marica nach Hause und verbringt die Weihnachtsfeiertage bei ihr. Marica lebt nicht allein, sie hat einen Freund, David, der wiederum liiert ist – eine komplizierte Liebesgeschichte beginnt. Die Handlung selbst setzt dann aber Jahre später ein, als der Ich-Erzähler, der ein Stipendium in einer Künstler-Kolonie in Vermont erhalten hat, von seiner Erinnerung eingeholt wird. Peter, der sich auf Vermittlung eines New Yorker Galeristen bei der Stiftung beworben hat, muss feststellen, dass der Gründer der Stiftung Marcias Vater ist. In seinem Studio findet er auf dem Schreibtisch einen Text mit dem Titel: „Eine Weihnachtsgeschichte“. Es handelt sich um ein Manuskript, das offenbar von David stammt. David erzählt darin, von der ménage à trois, die sich einst in New York abgespielt hat. Typisch für die Erzähltechnik von Peter Stamm ist das Spiel mit der Wahrnehmung. Peter, der in Davids Erzählung als ein aggressiver Eindringling beschrieben wird, hat die Tage in New York als „seltsame Tage der Freiheit“ in Erinnerung behalten. Davids Erzählung endet mit dem Satz: „Ein Kind ward uns geboren“ – Peters Kind? Peters Erinnerung verschwimmt zunehmend, sie bietet ihm keine sichere Herberge mehr – Schutz und Wärme wird durch Verunsicherung abgelöst und Peter ist sich nicht mehr sicher, ob er seiner Erinnerung länger trauen kann.
Didaktische Hinweise
Peter Stamms kurze Erzählung eignet sich sehr gut als vorweihnachtliche (Klassen-)Lektüre. Dabei ist vor allem Peter Stamms Erzähltechnik interessant. Stamms Roman „Agnes“ gilt als Prototyp postmodernen Erzählens. Vieles findet sich auch in „Marcia aus Vermont“. Hörprobe
Gattung
- Kurzprosa, Erzählungen, Textsammlungen, Tagebücher
Eignung
als Klassenlektüre geeignetAltersempfehlung
Jgst. 10 bis 13Fächer
- Deutsch
FÜZ
- Kulturelle Bildung
- Soziales Lernen
- Sprachliche Bildung
Erscheinungsjahr
2019ISBN
9783103974522Umfang
79 SeitenMedien
- Buch
- Hörbuch