E. T. A. Hoffmann: Der Sandmann
Besprechung
Im Wetterglashändler Coppola glaubt der Student Anselmus den teuflischen Advokaten Coppelius wiederzuerkennen, der seinen Vater bei gemeinsamen alchimistischen Experimenten umgebracht haben soll und in dem Anselmus den Sandmann sah, der Kindern nach einem Märchen Sand in die Augen streue, bis sie ihnen blutig aus dem Kopf sprangen. Trotzdem kauft er ihm ein Fernglas ab, das ihm einen Automatenmenschen namens Olimpia als lebendige Geliebte erscheinen lässt, d. h. ihn seiner natürlichen Sehweise beraubt. Vergeblich versucht Anselmus' Verlobte, Clara, ihn dauerhaft zu heilen. Den Dämon Coppola erklärt sie tiefenpsychologisch als Projektion des eigenen Ichs, erst blinder Glaube verleihe dieser ihre Macht. Clara kann indes nicht verhindern, dass sich Anselmus, der nur vorübergehend geheilt schien, am Ende in einem neuerlichen Anfall von Verfolgungswahn vom Kirchturm stürzt. Die Komplexität des Begriffes Wahrheit wird schon alleine durch die Multiperspektivität der Erzählung gespiegelt. Neben Briefen Anselmus' an seinen Freund, in denen er von seinen visionären Erlebnissen berichtet, stehen nüchtern-rationale Erklärungsversuche Claras sowie der rückschauende Erzählerbericht. Leitmotivisch erscheint der Augenraub bzw. das Sehen durch ein fremdes Auge (Fernglas) als Problem der (hier missglückten) Wahrnehmungs- und Identitätsfindung.
Didaktische Hinweise
Behandlung im Unterricht: Romantik, Diskussion um Realitätsbegriff/Wahrnehmungsproblematik
Gattung
- Kurzprosa, Erzählungen, Textsammlungen, Tagebücher
Eignung
themenspezifisch geeignetAltersempfehlung
Jgst. 12 bis 13Fächer
- Deutsch
- Ethik/Religionslehre (Evang. Religionslehre
- Philosophie
- Psychologie
Erscheinungsjahr
2000 (1816)ISBN
9783150002308Umfang
84 SeitenMedien
- Buch