Jakob Michael Reinhold Lenz: Die Soldaten
Besprechung
Marie, die Tochter des Galanteriewarenhändlers Wesener in Lille, ist dem Tuchhändler Stolzius so gut wie verlobt. Trotzdem erliegt sie der Verführung durch den Offizier Baron Desportes - nicht zuletzt auch, weil ihr Vater duldet, dass sie sich mit dem Offizier trifft. Durch einige Szenen werden der Zynismus und das Intrigantentum des Garnisonslebens in Armentières und Lille in Französisch-Flandern drastisch gezeigt. Der über die Untreue Maries verzweifelte Stolzius nimmt die Stellung der Ordonnanz des Offiziers Mary an, einem Freund von Desportes. Desportes verlässt Marie, welche zur zeitweiligen Geliebten Marys wird. Die Gräfin La Roche will Marie retten und macht sie zu ihrer Gesellschafterin. Aber Marie verlässt das Haus der Gräfin und sucht Desportes, welcher das Mädchen mit allen erdenklichen Mitteln loswerden möchte und dabei auch nicht davor zurückschreckt, es von seinem Jäger vergewaltigen zu lassen. Auch Wesener ist auf der Suche nach Desportes, für dessen Schulden er bürgt. Stolzius vergiftet unterdessen Desportes; Wesener trifft auf seine heruntergekommene Tochter und nimmt sie voller Freude auf. In der Schlussszene diskutiert der aufgeklärte Adel darüber, wie man die Verführung der Bürgerstöchter durch die adeligen Offiziere verhindern kann und kommt zu dem Schluss, dass „der König eine Pflanzschule Soldatenweiber“ anlegen müsse, die bereit sind, „den hohen Begriffen, die sich ein junges Frauenzimmer von ewigen Verbindungen macht, zu entsagen“. Lenz hebt in seinem Drama die drei Einheiten durch die Aufsplitterung der Schauplätze, die Einführung von Nebenhandlungen, zeitliche Indifferenz und den fragmentarischen Charakter des Stücks auf, das zudem stark von Mimik und Gestik, weniger durch die Wortgewalt der Protagonisten bestimmt ist. Das Drama ist nicht nur typischer Vertreter des „Sturm und Drang“, sondern nimmt dramaturgische Techniken von Naturalismus und Expressionismus vorweg.
Didaktische Hinweise
ramatische, sprachliche Gestaltung; Literaturkonzept des Sturm und Drang; Vergleich von offener und geschlossener Form; Kennzeichen der Tragikomödie, des sozialen Dramas; Verhältnis von Sprache, Mimik und Gestik-Aufsatzunterricht: Texterschließung, literarische Erörterung, Problemerörterung, gestalterisches Schreiben (fiktive Briefe, Umgestaltung in Jugendsprache)-Projekt: Aufführung im Rahmen des Schulspiels, auch von Einzelszenen
Gattung
- Dramen
Eignung
themenspezifisch geeignetAltersempfehlung
Jgst. 11 bis 13Fächer
- Deutsch
- Ethik/Religionslehre (Evang. Religionslehre
- Geschichte
- Zusätzliche Fächer (Fachunterricht)
Erscheinungsjahr
1986 (1776)ISBN
9783150058996Umfang
79 SeitenMedien
- Buch
- E-Book