Theodor Storm: Hans und Heinz Kirch
Besprechung
Der Vater musste seine unerbittliche Härte büßen: Als der Sohn nach Jahren doch noch heimkehrte, wurde der alte Brandt von Zweifeln geplagt, ob der Heimgekehrte wirklich sein Sohn sei. Die Briefepisode und die Seelenqual des Vaters im Hinblick auf die Identität des Sohnes hat Storm aus der Chronik übernommen, jedoch nur als Anregung für den äußeren Handlungsrahmen seiner Novelle. Wie Vater Brandt, wohlhabender Schiffseigner mit Kapitänspatent und Senator, gehört Vater Kirch zu den Honoratioren der Stadt; wie er betreibt er einen Kohlefrachthandel. Der „verlorene Sohn“ wird in völlig heruntergekommenem Zustand aus Hamburg nach Hause zurückgeholt. Auffällig sind, abgesehen vom Schlussteil der Novelle, zunächst zwei Veränderungen gegenüber der Vorlage: Während in der Chronik die Zweifel des Vaters an der Identität des Sohnes nicht aufgehoben werden, wird der Leser von Storms Novelle, nachdem ihn der Autor streckenweise im Ungewissen gelassen hat, letztlich zu der Gewissheit geführt, dass der richtige Sohn zurückgekehrt ist. Zudem schüren Schwester und Schwager in der Chronik bewusst das Misstrauen des Vaters gegenüber dem Heimgekehrten, weil sie einen Besitzverlust fürchten; in Storms Novelle begegnet die Schwester dem Bruder mit Zuneigung, und auch ihr Gatte sieht im möglichen Erbanspruch des Heimgekehrten zunächst keinen Grund zu großer Besorgnis. Chronik und Novelle berichten gleichermaßen über tragisches Geschehen; in Storms Werk hingegen „triumphieren“ Liebe und Versöhnung, wenn auch verspätet.
Storm hat in der Novelle eigene Lebenserfahrungen verarbeitet. Besondere Sorge galt seinem trunksüchtigen Sohn Hans, den er zeitlebens unterstützen und um den er stets bangen musste.
Didaktische Hinweise
r
Gattung
- Kurzprosa, Erzählungen, Textsammlungen, Tagebücher
Eignung
themenspezifisch geeignetAltersempfehlung
Jgst. 9 bis 12Fächer
- Deutsch
- Ethik/Religionslehre (Evang. Religionslehre
Erscheinungsjahr
1995 (1882)ISBN
9783150060354Umfang
88 SeitenMedien
- Buch