Joseph von Eichendorff: Das Schloss Dürande

Besprechung

Der Jäger Renald entdeckt eine Liebesbeziehung zwischen seiner Schwester Gabriele und seinem jungen Herrn, dem Grafen Hippolyt von Dürande. Er veranlasst seine Schwester, welche die Identität ihres Geliebten zunächst nicht kennt, in einem Kloster Schutz zu suchen. Nach einiger Zeit jedoch verschwindet sie spurlos. Erst viel später erfährt der Leser, dass sie dem jungen Grafen heimlich nach Paris gefolgt ist und unerkannt bei ihm als Gärtnerbursche arbeitet. In dem Glauben, der Graf habe seine Schwester entführt, geht auch Renald nach Paris, wird aber dort von dem ahnungslosen Grafen hinausgeworfen und landet zeitweilig in einem Irrenhaus. Daraufhin schließt sich Renald der beginnenden Revolution an. Er kehrt mit einer Horde wilder Gesellen nach Dürande zurück, zerstört das Schloss und tötet dabei unwissentlich seine Schwester, die ihrerseits dem Grafen das Leben retten wollte. Erst jetzt wird Renald klar, dass sowohl der junge Graf als auch seine Schwester unschuldig sind. Doch der zerstörerischen Gewalt kann nicht mehr Einhalt geboten werden. Verzweifelt sprengt sich Renald nach dem Tod des Liebespaares im brennenden Schloss in die Luft.

Eichendorff zeigt hier eine äußerst pessimistische Einschätzung der Revolution. Die Kräfte, die sie freisetzt, sind ausschließlich destruktiv. Gleichzeitig kritisiert er aber auch sehr deutlich den Adel - etwa am Beispiel des alten Grafen Dürande und der Pariser Gesellschaft -, der durch Arroganz und Menschenverachtung die Revolution heraufbeschwört. Die unbedingte Liebe, die Standesgrenzen überwindet, muss im Räderwerk zwischen starrer alter Ordnung und Revolutionsgewalt scheitern.