Christian Grawe: Jane Austen

Besprechung

Rechtzeitig zum 200. Todestag stellt in der Reclam-Reihe „100 Seiten“ der Übersetzer Christian Grawe, der das Gesamtwerk Austens ins Deutsche übertragen hat, kenntnisreich und mit viel Freude seine Lieblingsautorin vor. Er beschreibt zunächst seinen ersten persönlichen Kontakt mit ihrem Werk, geht dann anhand ihrer Wohnorte auf das Leben der Autorin ein und gibt im Anschluss sogar eine Empfehlung für eine mögliche 'Austen-Pilgerreise' in den Süden Englands. Im Mittelpunkt stehen dann kurze Zusammenfassungen der Romanee und unvollendeten Werke. Aussagekräftige und unterhaltsame Textauszüge zeigen dabei den besonderen Schreibstil Austens. Das folgende Kapitel beschreibt die Zeit und gesellschaftlichen Randbedingungen, in denen die Romanee spielen und geht auch auf den schlechten Ruf ein, den der Romane als literarische Gattung zu Beginn des 19. Jahrhunderts genoss. Vor allem für junge Frauen hielt man die Lektüre von Romaneen damals für extrem gefährlich. Anhand eines von ihrer Schwester gemalten Porträts und verschiedener Briefauszüge von Freunden und Bekannten erforscht Grawe sodann, wie Austen ausgesehen und auf ihre Umwelt gewirkt haben mag. In den nächsten Abschnitten werden Gründe diskutiert, die die Autorin zu einem Klassiker der englischen Literatur werden ließ. Dazu wird die Gesellschaftsschicht des gehobenen Mittelstands (gentry) näher betrachtet, in der alle Romanee Austens spielen, sowie die besondere Art erklärt, mit der die Autorin den Charakteren dieser Schicht Leben einhauchte. Schließlich kommen noch einige prominente Austen-Kritiker wie Mark Twain zu Wort, bevor es um die sprachlichen Besonderheiten und den speziellen ironischen Witz geht, der Jane Austen so berühmt gemacht hat. Eine kurze kritische Zusammenstellung von Romaneverfilmungen, ein Rat zur Annäherung an das Werk und Lesetipps zur weiteren Lektüre beschließen das Buch.