Eric-Emmanuel Schmitt: Mein Leben mit Mozart
Besprechung
Der Autor Eric-Emmanuel Schmitt studierte in Frankreich Klavier und Philosophie. Als Musikliebhaber lieferte er u. a. die französische Übersetzung von Figaros Hochzeit. Er zählt zu den meistgespielten zeitgenössischen Theaterautoren und ist bei uns besonders durch sein inzwischen verfilmtes Buch „Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran“ bekannt geworden. „Mein Leben mit Mozart“ ist mit Sicherheit eines der schönsten Mozart-Bücher der letzten Jahre, obwohl es eigentlich gar nicht von Leben und Werk Mozarts handelt. Es ist ein flammendes Bekenntnis zur Musik Mozarts, das der Autor in Briefform abgibt. Wie sich hier ein großer Schriftsteller zur Musik Mozarts artikuliert ist in dieser Plastizität zuletzt in einigen klugen Sätzen von Murray Abraham alias Salieri, in Milos` Formans Film „Amadeus“ geschehen.. Niemals vorher gab es einen solchen Reichtum an Bildern und Beschreibungen von Mozarts Musik. Dabei gelingt es Schmitt, praktisch ohne musikalische Fachausdrücke, wirklich etwas über Mozarts Musik zu sagen. Wunderbare Erkenntnisse auch über allgemeine musikalische Phänomene stehen Seite an Seite mit tief religiösen und philosophischen Bekenntnissen und Einsichten. Ergreifend wird das Buch, wenn Schmitt im Text den Hörer zum Innehalten zwingt. Denn dem Buch liegt eine CD mit hervorragenden Einspielungen der für Schmitts persönliche Biographie als Schlüsselwerke geltenden Kompositionen bei. Wie da der neurotische hochbegabte Fünfzehnjährige Autor an Selbstmord denkt und durch Mozarts Musik gerettet wird – beim Hören der entsprechenden Musik an der entsprechenden Stelle des Buches kann man es unmittelbar nachvollziehen. Und wie nach einem schweren Verlust Schmitt durch Mozarts Musik wieder Anschluss an das wirkliche Leben findet, das wirkt so plausibel, dass man sich unwillkürlich fragt, ob zur Weltverbesserung nicht manchmal ganz wenig nötig ist. Dem Buch gelingt es fast immer völlig frei von jedem kitschigen Anflug zu bleiben. Und selbst dann, nimmt man es dem Autor in keiner Sekunde übel. Zu ernsthaft, zu unbedingt und zu existenziell ist ihm seine Liebe zu Mozart zu einer Lebens- und im wahrsten Sinn des Wortes Überlebenshilfe geworden. Nur ein einziges Mal kommt in dieser subtilen, fast schon Lebensbeichte Mozart selbst zu Wort, ganz zum Schluss und mit einer solchen zwingenden Logik, dass man, wenn es nicht schon geschehen ist, das Wesen der Musik Mozarts schlagartig versteht. Im Januar 2006 kam das Buch als Hörspielbearbeitung auf den Markt und trat als MDR Hörbuch-Tipp in Erscheinung (Audio Verlag).
Didaktische Hinweise
Das Buch eignet sich für die Oberstufe als Hintergrundlektüre zum tieferen Verständnis der Musik Mozarts, speziell seines Opernschaffens. Zur Vorbereitung auf Referate ist es ausdauernden Lesern zu empfehlen. Als Lesebuch, das tiefe An- und Einsichten gewährt, kann es in einer Schulbibliothek auch gut unter der Rubrik Philosophie stehen.
Gattung
- Kurzprosa, Erzählungen, Textsammlungen, Tagebücher
- Sachbücher
Sachbuchkategorie
- Kunst, Musik, Film, Fotografie
Eignung
für die Schulbibliothek empfohlenAltersempfehlung
Jgst. 12 bis 13Fächer
- Musik
- Philosophie
Erscheinungsjahr
2005ISBN
9783250600857Umfang
133 SeitenMedien
- Buch
- Hörbuch