Doris Dörrie: Alles inklusive

Besprechung

Apple, Tochter einer Hippiemutter, die sich immer mehr nach einem bürgerlich-geordneten Leben gesehnt hat, erleidet (nicht ganz unverschuldet) in der Liebe eine Enttäuschung nach der anderen. In den siebziger Jahren lebte sie mit ihrer Mutter Ingrid in Torremolinos. Ingrids Affäre mit dem bieder-bürgerlichen Ferienhausbesitzer Karl trägt zum Ende seiner Ehe und dem Selbstmord seiner Frau bei. Dreißig Jahre später finanziert Apple der Mutter nach einer Hüftoperation einen All-inclusive-Hotelaufenthalt am mittlerweile zubetonierten Traumstrand. Karl lebt nun hier im Altersheim, sein Sohn Tim wurde zu Tina, die mit Auftritten und als Fußpflegerin ihr Geld verdient und um eine verlorene Liebe trauert. Auch Susi, Apples Freundin, ist unter Spaniens Sonne nicht glücklich, trotz Haus und wieder gesundem Mann. Immerhin zeichnet sich am Schluss zumindest für Ingrid und Susi eine Perspektive ab. Auch die schwierige, aber sympathische Apple ist jetzt so weit, neue Einsichten etwa über den Stellenwert ihres Hundes in ihrem Leben zuzulassen.

Wie immer wendet Dörrie den Blick auf Außenseiter und vermeintliche Verlierer, die sie mit kritischem, aber liebevollem Blick zeichnet. Wie immer findet sich auch hier aus verschiedenen Perspektiven eine Fülle unterhaltsamer, teilweise schreiend komischer Beobachtungen, die vom Tragischen nicht weit entfernt sind. Allerdings ist das schmale Buch so lebensprall (Elend und Egoismus hinter der exotischen Fassade der Hippies, trostlose Aussteigerversuche, afrikanische Flüchtlinge, All-inclusive-Horror, zerstörte Traumlandschaften, Krankheiten etc.), dass es einem beim Lesen fast zu viel wird. Ganz stringent verbunden sind die Einzelschicksale ebenfalls nicht. Dennoch hat das Buch Tiefgang und bietet sich vielleicht durch seine Leichtigkeit gerade für weniger Lesegewohnte an.