Doris Dörrie: Diebe und Vampire
Besprechung
Die junge Alice – sie will unbedingt Schriftstellerin werden – ist mit ihrem verheirateten Lover in Mexiko im Urlaub. Voller Bewunderung sucht sie den Kontakt zu einer deutlich älteren amerikanischen Schriftstellerin und bietet dieser sogar einen interessanten Stoff an: Die klägliche Situation eines Jungen im Gefängnis. Wie Diebe und Vampire bedienen sich die Schriftsteller nämlich fremder Schicksale. Die beiden Frauen setzen sich dafür ein, dass er zumindest in ein Jugendgefängnis überführt werden soll, im Grunde eine fatale Idee, denn dort kann ihn nicht einmal mehr seine Mutter besuchen, um ihm Essen zu bringen. Von der amerikanischen „Meisterin“ bekommt Alice letztlich nicht viel, sie bleibt distanziert, lässt aber immerhin erkennen, wie viel Qual die Schriftstellerei – die Kränkung durch schlechte Kritiken, Schreibblockaden vor dem leeren Blatt etc. - bedeuten kann. Jahre später treffen wir Alice bei einem Workshop wieder: Sie hat ein Handbuch für Leute, die Schriftsteller werden wollen, geschrieben. Die Ratschläge sind zwar barer Unsinn, aber das Buch verkauft sich rasant und ihre Ratschläge sind gefragt. Es geht in dem leicht lesbaren Buch vielleicht um zu viel: schwierige Beziehungen, Älterwerden, Literaturbetrieb, um nur einiges zu nennen. Als Leser verfolgt man immer wieder neue Fährten und bleibt dann ein wenig verwirrt oder enttäuscht zurück, weil kein Aspekt ganz konsequent verfolgt wird.
Didaktische Hinweise
Einzelne Passagen würden sich jedoch für eine literarische Textanalyse eignen. Im Rahmen einer Arbeit über die Situation von Schriftstellern allgemein oder Frauenfiguren in Dörries literarischen Texten wäre eine Bearbeitung des Buches ebenfalls denkbar. Andere Texte Dörries (z. B. „Das blaue Kleid“) erscheinen allerdings ergiebiger.
Gattung
- Romane
Eignung
in Auszügen geeignetAltersempfehlung
Jgst. 11 bis 13Fächer
- Deutsch
Erscheinungsjahr
2015ISBN
9783257069181Umfang
224 SeitenMedien
- Buch