Benedict Wells: Spinner
Besprechung
Jesper Lier, 20, den wir schon als Becks Schüler im ersten Buch des jungen Verfassers („Becks letzter Sommer“, 2008, TB 2009) kennengelernt haben, lebt in Berlin, einem Berlin, das hier nicht als besonders glamourös, sondern eher als wenig einladender Ort, bevölkert von Angebern und Spießern, gezeichnet wird. Jesper wohnt in einem üblen Kellerloch am Prenzlauerberg, er schreibt ein Buch, er ist isoliert und einsam und hat den Selbstmord des Vaters nicht verkraftet. Auch Gustav und Frank, seine beiden Freunde, sind ihm keine wirkliche Hilfe. Wir erleben mit Jesper eine Woche in Berlin, an deren Ende er, übermüdet, tablettenabhängig, krank und traurig, zusammenbricht. Er hat außerdem erkannt, dass sein Romane nichts taugt, und musste zudem vom Tod eines alten Freundes erfahren: Dennoch sieht er jetzt klarer, vielleicht wird ja nun doch alles besser. Interessant ist immer wieder das Kippen aus der Realität, wenn Jesper seinen Romanfiguren begegnet. Trotz des traurigen Inhalts wird vieles witzig beschrieben, das trifft vor allem auch auf die Charaktere und Gespräche der drei Freunde zu. Das Buch wirkt – sein Autor ist es ja tatsächlich – sehr jung, manchmal auch vom Sprachlichen her etwas aufgesetzt. Die Kritik hat es teilweise wenig gnädig behandelt, und tatsächlich fällt es gegen den ersten Roman des Verfassers etwas ab. Trotzdem hat es durchaus seine Vorzüge und erscheint gerade für Oberstufenschüler geeignet. Wichtige Themen wie Sinn- und Selbstsuche, Verzweiflung, Freundschaft etc. werden in unterhaltsamer, durchaus jugendgemäßer Form behandelt.
Didaktische Hinweise
Das Buch ist als Leseangebot und Lektüre geeignet, auch als Thema für häusliche Arbeiten und im Vergleich mit anderen Adoleszenzromanen, z. B. mit Thomas Klupps „Paradiso“. Aufgaben zur Bearbeitung (als eigenständige Themen oder im Rahmen einer Lektürebesprechung): - Vergleichen Sie Alexander, die Hauptfigur aus Thomas Klupps Romane „Paradiso“ mit Jesper, der Hauptfigur aus Benedict Wells Romane „Spinner“. (Hinweis: Beide sind jung, unsicher, orientierungslos, beide entlarven ihre Umwelt treffend und flapsig, aber Alexander ist ein rücksichtsloser und brutaler Egoist, der seine Mitmenschen gnadenlos manipuliert und ausnützt, wohingegen Jesper wohl schwach, aber wirklich einsam und existenziell verzweifelt ist, dabei durchaus Werte und Emotionen kennt.) - Wie verhält sich Jesper seiner Mutter, den Frauen und seinen Freunden gegenüber? Sehen Sie eine Wandlung in Jespers Verhalten? - Stellen Sie sich vor, der alte Herr Bornig würde noch leben und hätte von Jespers üblem Zustand erfahren. Schreiben Sie in seiner Rolle einen Brief an Jesper. - Kann man Jespers Verhalten nachvollziehen? Hat Jesper gute Freunde? Schreiben Sie auf der Grundlage von Jespers Beschreibungen eine Reportage über Berlin.
Gattung
- Romane
Eignung
als Klassenlektüre geeignetAltersempfehlung
Jgst. 10 bis 13Fächer
- Deutsch
Erscheinungsjahr
2010ISBN
9783257240542Umfang
308 SeitenMedien
- Buch