Juri Rytchëu: Wenn die Wale fortziehen

Besprechung

Das Buch des tschuktschischen Schriftstellers Juri Rytchëu beginnt mit der Schilderung der Schöpfungsgeschichte der Tschuktschen: Ein Wal und Nau, die Urmutter, verlieben sich ineinander. Aus Liebe wird der Wal zum Menschen und verbringt sein restliches Leben mit Nau. Sie zeugen Waljungen und Menschenkinder, bis der Wal schließlich stirbt. Lange Zeit später setzt die Geschichte wieder ein. Nau lebt jetzt inmitten ihrer eigenen Nachkommen. Einer von ihnen ist Enu, er gilt als ein Weiser des Dorfes. Er belächelt die Geschichten der alten Nau nicht und als er beim Walrossfang kentert, wird er von Walen gerettet. Enu und Kljau spüren den Geschichten der alten Nau von einer anderen Welt nach. Enus Enkel Giwu wächst heran und kann die Siedlung und auch seinen Sohn von einer schlimmen Krankheit befreien. Das dritte Kapitel erzählt von Armagirgin, Giwus Enkel. Er verhält sich der Natur gegenüber nicht ehrfurchtsvoll, vielmehr will er sie beherrschen. Er quält Tiere und kann nicht glauben, dass die Wale, „diese Fett- und Fleischberge“ (S. 112), ihre Brüder sind. Mit jedem Tag mehr altert nun die alte Nau. Sie stirbt, als Armagirgin zuletzt einen der Wale, die jedes Jahr zum Kap der Kiesel kommen, tötet. Als sie den Wal am nächsten Morgen zerteilen wollen, ist er verschwunden. An seiner Stelle liegt ein toter Mensch. Die Wale sind fortgezogen.