Robert Kurson: Der Blinde, der wieder sehen lernte. Eine wahre Geschichte
Besprechung
Der amerikanische Journalist Robert Kurson schildert in seinem Buch das ungewöhnliche Schicksal des Geschäftmannes und Extremsportlers Mike May, der als dreijähriger Junge durch eine Explosion erblindete und mit Mitte vierzig wieder sehen lernte. Der kleine Mike May hat sich auch nach dem schrecklichen Unfall sein Leben nicht von seiner Blindheit vorschreiben lassen. Er geht auf eine weiterführende Schule, studiert und treibt Sport, auch wenn er sich dabei zahlreiche Beulen und Schrammen zuzieht. Unterstützt wird er von seiner Mutter, die trotz ihrer Ängste dafür sorgt, dass ihr Junge alles tun und erleben kann, was er will. Mike May wird ein erfolgreicher Unternehmer, fährt Ski und gewinnt zahlreiche Wettbewerbe. Er heiratet die schöne Jennifer und hat mit ihr zwei Söhne. Eines Tages lernt er einen Augenarzt kennen, der sich zutraut eine Stammzellentransplantation vorzunehmen, die Mike May wieder zu einem Teil seiner Sehkraft verhelfen könnte, auch wenn die Nebenwirkungen der Medikamente, die May nach dem Eingriff einnehmen muss, beträchtlich sind. May vermisst in seinem bisherigen Leben nichts, er hat alles erreicht und alles erlebt und ausprobiert, was er sich vorgenommen hat. Aber seine Neugier ist stärker. Er will unbedingt wissen, wie es ist zu sehen, denn an die farbige und helle Welt seiner ersten drei Jahre hat er keine Erinnerung. Die Operation glückt tatsächlich, und May kann auf einem Auge wieder sehen. Und damit beginnt das eigentliche Abenteuer. Denn May sieht vollkommen anders als Menschen, die nicht seit ihrer Kindheit blind gewesen sind, und er ist einer von ganz wenigen Patienten weltweit, die nach Jahrzehnten der Blindheit wieder sehen lernen. Und das Verb „lernen“ ist wörtlich zu verstehen. May sieht und sieht doch nicht, weil sein Gehirn nach so vielen Jahren mit den Informationen, die das Auge sendet, nichts mehr anfangen kann. May sieht Farben und Körper in einem wilden Wirbel um sich, aber er kann sich keine Gesichter merken, keine Buchstaben als solche erkennen, keine Gegenstände identifizieren, keine Schatten von Farben unterscheiden.
Didaktische Hinweise
Dem Journalisten Kurson gelingt es, präzise und spannend zu erklären, warum wir sehen und welche Rolle das Gehirn dabei spielt. Kurson geht dabei auf die Funktion optischer Täuschungen ein, auf die neuesten Ergebnisse der Sehforschung und auf die Schicksale weiterer Menschen, die wie Mike May als Kind erblindeten und als Erwachsene wieder sehen lernten. Als Klassenlektüre eignet sich Kursons Recherche vielleicht nicht unbedingt, aber als Grundlage für Diskussionen in den Fächern Deutsch, Biologie, Psychologie und Philosophie ist es vorbehaltlos zu empfehlen. Der Unionsverlag hält auf seiner Webseite knappe Informationen zu Robert Kurson und seinen Werken bereit.
Gattung
- Sachbücher
Sachbuchkategorie
- Biografien, Autobiografien, Porträts
Eignung
in Auszügen geeignetAltersempfehlung
Jgst. 10 bis 13Fächer
- Biologie
- Deutsch
- Philosophie
- Psychologie
Erscheinungsjahr
2014ISBN
9783293206489Umfang
414 SeitenMedien
- Buch