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Gary Shteyngart: Willkommen in Lake Success

Besprechung

Ein erfolgreicher Banker gibt sein Leben auf und reist mit einem Greyhound-Bus durch die Vereinigten Staaten. Zu Beginn landet Barry Cohen, Hedgefonds-Manager, Besitzer von 60 bis 130 Millionen Dollar, verheiratet mit der Inderin Seema und Vater eines Sohnes, Shiva, der vor kurzem mit Autismus diagnostiziert wurde, sturzbetrunken am Busbahnhof an der Südspitze von Manhattan. Noch hat er sein Geld und sein Mobiltelephon, mit dem er seine Assistentin Sandy erreicht, die für ihn alles regelt, was mit dem Alltag zu tun hat, und in seinem Rollkoffer eine Sammlung wertvoller Uhren. Darin gleicht er dem Autor, Gary Shteyngart, einem Kenner und Liebhaber von Uhren, der diverse kleine Exkurse in die Welt unmoralisch teurer Uhren einfügt. Seine Frau und das Kindermädchen haben Barry geschlagen und aus der Luxus-Wohnung geworfen, die ein Stockwerk eines Hochhauses einnimmt und einen eigenen Liftzugang hat. Ganz nebenbei kommt heraus, dass er den Besuch der Staatsanwaltschaft befürchtet, die ihm Leerverkäufe vorwerfen wird, und dass sein Fond zusammenzubrechen droht, weil er Anteile eines Medizinunternehmens gekauft hat, dessen Besitzer wegen Betrugs im Gefängnis sitzt. Seine Idee ist, eine frühere Busfahrt zu einer College-Freundin zu wiederholen, sie aufzuspüren, mit ihr Kinder zu bekommen und vielleicht herauszufinden, wieso die Leute einen gewissen D. Trump zu wählen bereit sind, jedenfalls für eine Zeit aus seinem bisherigen Leben zu verschwinden und allein zurechtzukommen. Deshalb wirft er Kreditkarte und Telefon, mit deren Hilfe ihn Sandy zu orten versucht, in den Müll. Während der langen Busfahrten zieht Barrys Leben an ihm vorüber, bestimmt von Gewinnstreben, dem materiellen Wert der Dinge und dem Erwerb und der Pflege von Uhren. Dazwischen werden Kapitel aus der Perspektive seiner Frau Seema erzählt, die gar nicht unglücklich über Barrys Verschwinden ist. Sie ist Anwältin, ziemlich klug und versteht ihr Kind sehr viel besser als ihr Mann, den sie nicht liebt. Den man auch eigentlich nicht lieben kann. Barry kommt auf seiner Reise von Richmond über Atlanta und San Diego bis Mexico, versucht in der typischen Überheblichkeit des weißen Mannes alle möglichen, vor allem farbige Menschen zu retten, kommt ihnen jedoch nicht ein bisschen näher, versteht auch eigentlich nichts, auch nicht dass wegen Leuten wie ihm Trump gewählt wird, und schließlich hat er alles verloren: seine Uhren und seine Frau und sein Kind.

Didaktische Hinweise

Der Roman ist voll von Anspielungen, denen man nachgehen kann: z.B. Jack Kerouacs „On the road“ und Romane von Fitzgerald, vor allem „The Great Gatsby“ und „This Side of Paradise“, nach dem Barry seinen Fonds benannt hat. Kulturelle Klischees können entlarvt werden. Die Figurenzeichnung zwischen Ironie und Empathie ist eine Untersuchung wert: bis zum Schluss schwankt man als Leser zwischen Abscheu und Mitleid mit Barry. Seena dagegen ist ein sehr positiver Charakter. Die Reise-Route und die Begegnungen Barrys, in denen sich ein Sozialpanoptikum der USA der Gegenwart eröffnet, sind ein weiteres Thema. Als Einstieg kann man witzige Sätze verwenden wie: „Du scheffelst Geld, weil die Welt um dich herum den Bach runtergeht.“ (S.396) oder„Er war zwar angeschlagen, aber nicht so beschädigt, dass er das Schreiben zum Lebensinhalt machen könnte.“ (S.408).

Gattung

  • Romane

Eignung

als Klassenlektüre geeignet

Altersempfehlung

Jgst. 9 bis 13

Fächer

  • Englisch
  • Deutsch
  • Ethik/Religionslehre (Evang. Religionslehre

FÜZ

  • Werteerziehung
  • Interkulturelle Bildung

Erscheinungsjahr

2019

ISBN

9783328600695

Umfang

430 Seiten

Medien

  • Buch