Bov Bjerg: Auerhaus
Besprechung
Bov Bjergs Romane mit dem Titel „Auerhaus“ spielt in einem süddeutschen Dorf in den frühen 80er-Jahren. Nachdem Frieder versucht hat, sich mit Hilfe von Schlaftabletten umzubringen, raten ihm die Psychiater in der Nervenklinik, nicht mehr länger bei seinen Eltern zu wohnen. Gemeinsam mit fünf Freunden, die auf ihn aufpassen sollen, zieht er in ein altes, verwahrlostes Bauernhaus, das seinem Großvater gehört hat. Dort gründen die Freunde eine Schüler-WG, das „Auerhaus“ (nach dem Madness-Song „Our House“). Neben Frieder und dem Ich-Erzähler, genannt Höppner Hühnerknecht, weil er auf einer nahegelegenen Hühnerfarm jobbt, wohnen noch die verwöhnte Cäcilia und die rebellische Kleptomanin Vera im Auerhaus. Später kommen die bildhübsche Pauline, die wegen Brandstiftung in der Psychiatrie gewesen ist, wo sie Frieder kennen gelernt hat, und der schwule Kiffer Harry dazu, der eine Lehre als Elektriker macht und nebenbei am Stuttgarter Bahnhof auf den Strich geht. Im Auerhaus führen Frieder und seine Freunde kein typisches Oberstufenschülerleben, so wie es die anderen Mitschüler tun, die nur an ihre berufliche Zukunft denken. Vielmehr findet – so zumindest die Meinung der Bewohner – im Auerhaus das richtige Leben statt: Aufstehen, Frühstück machen, Federball spielen, Essen besorgen, gemeinsames Kochen, Reden. Trotz der Verantwortung, die die Freunde für Frieder übernommen haben, verhalten sie sich alles andere als verantwortungsbewusst. Da die Haushaltskasse der WG immer leer ist, wird die gemeinsame Küche zu einer Art Trainingszentrum, um die Taktik beim Lebensmittelklau zu verbessern. Die wiederholten Aufrufe zur Musterung des Ich-Erzählers verschwinden auf Frieders Anraten hin im Gefrierfach. Bei einer vom Auerhaus ausrichteten Silvesterparty kommt nicht nur die ganze Oberstufe und die halbe Psychiatrie, sondern auch ein großer Teil der schwulen Szene zwischen Stuttgart und Paris. Eine nächtliche Spritztour, bei der Frieder ein vorbeifahrendes Polizeiauto mit einer Pistolenattrappe bedroht, endet schließlich für alle Bewohner auf der Polizeistation. Bei allem Witz, Humor und absurder Komik, mit der der Roman geschrieben ist, nimmt der Autor seine Figuren ernst. Frieder wird den Romane nicht überleben und auch die anderen Bewohner sind gekennzeichnet durch komplexe Gefühlslagen. Neben der momentanen Lebenslust, spielt die Angst vor der ungewissen Zukunft eine zentrale Rolle. Dass das Jahr im Auerhaus für die Bewohner eine Ausnahmezeit darstellt, in der Freiheit und Anarchie über dem angepassten Leben stehen, ist allen Bewohnern immer bewusst.
Didaktische Hinweise
Bov Bjergs viel gelobter Romane „Auerhaus“ eignet sich sehr gut als Schullektüre in der 10. Klasse. Es handelt sich um einen typischen Coming-of-Age-Romane, der in den Rezensionen gerne mit Wolfgang Herrndorfs „Tschick“ verglichen wird. Als Aufgaben bieten sich an: - Erschließe und interpretiere den Romane, indem du die einzelnen Bewohner des „Auerhaus“ charakterisierst. - Zeige, welche Figuren sich im Verlauf des Romanes entwickeln bzw. keine Entwicklung zeigen.
Gattung
- Romane
Eignung
sehr gut als Klassenlektüre geeignetAltersempfehlung
Jgst. 10 bis 13Fächer
- Deutsch
FÜZ
- Soziales Lernen
- Werteerziehung
Erscheinungsjahr
2015ISBN
9783351050238Umfang
236 SeitenMedien
- Buch