Franz (Text) Fühmann; Susanne (Ill.) Janssen: Irrfahrt und Heimkehr des Odysseus

Besprechung

Die Irrfahrten und die Heimfahrt des Odysseus zählen neben dem Kampf um Troja und der Prometheus-Sage zu den großen Geschichten der Weltliteratur. Franz Fühmann (1922-1984) hat sich bereits in den 70er-Jahren daran gemacht, klassische literarische Stoffe nachzuerzählen. Seine Nacherzählungen von den „Irrfahrten des Odysseus“ erschienen erstmals 1968 unter dem Titel „Das hölzerne Pferd“ zusammen mit der Sage vom Untergang Trojas. Grundlage für den vielseitigen Autor, dem Kinder- und Jugendliteratur immer auch wichtig war, bildet die „klassische“ Übersetzung von Johann Heinrich Voss. Bei seinen Erzählungen arbeitete Fühmann mit dem Selbstverständnis, dass Nacherzählungen kein Ersatz für die Lektüre von Homers Illias und Odyssee sein wollen und können. Mittlerweile zählen Franz Fühmanns Adaptionen antiker Weltliteratur längst zu den Klassikern. Die vorliegende Neuauflage der Geschichten über den klugen und listenreichen König von Ithaka zeichnen besonders die Illustrationen von Susanne Janssen aus. In den Bildern zum Odysseus-Band überwiegen kühle Blautöne. Der Stil der Illustratorin, die 2008 mit dem Jugendliteraturpreis ausgezeichnet wurde, scheint geradezu prädestiniert zu sein für klassische Werke. Ihre Bilder sind wie Arbeiten von Archäologen vielschichtig und schaffen einen Spannungsbogen zwischen Antike und Moderne.

Franz Fühmanns Nacherzählungen und Susanne Janssens Bilder ergänzen sich auf geniale Weise. Neben den Vignetten finden sich erwartungsgemäß Illustrationen zu den berühmtesten Abenteuern des Odysseus. Als Leser hätte man darüber hinaus gerne zu jeder Erzählung eine doppelseitige Illustration. Und wird mit diesem Wunsch wohl auf die beiden Bände „Prometheus. Die Titanenschlacht“ und „Die Geschichte von Trojas Fall“ verwiesen. Nichtsdestotrotz: Eine sehr empfehlenswerte Ausgabe für denjenigen, der ein wenig abseits von Standardausgaben auf der Suche nach einer klassischen Nacherzählung der Abenteuer des Odysseus ist, dabei aber eine besonders illustrierte Ausführung sucht.