Willi Fährmann: Der lange Weg des Lukas B.

Besprechung

Lukes Vater, ein malerisches Talent, war nur widerwillig, auf Druck seines Vaters und um der Familientradition zu genügen, Zimmermann geworden. Unter Zurücklassung seiner Familie und eines Schuldenberges von 2000 Talern war er zuletzt spurlos verschwunden. Um die Schuld zu tilgen, will der alte B., Lukes Großvater, nun mit seiner Kolonne für zwei Jahre in Amerika arbeiten. Luke darf als Lehrling mitkommen und hofft, dabei eine Spur seines Vaters zu finden. Doch nicht nur die menschenunwürdigen Zustände auf dem Auswandererschiff müssen gemeistert werden, auch beruflich wird es für den tüchtigen Handwerker nicht ganz leicht, sich in der noch von den Auswirkungen des Bürgerkriegs gezeichneten, zunehmend technisierten Neuen Welt durchzusetzen. Am Ende kehren Großvater und Enkel allein nach Ostpreußen zurück, beide innerlich verändert. Luke hat zwar nicht seinen Vater, aber dessen Bildersammlung gefunden. Als ein Kunsthändler sich dafür interessiert, bahnt sich überraschend ein Erfolg des Vaters und damit seine Rehabilitierung an. Eine neue Zeit zeichnet sich ab, für Luke beginnt sein eigener Lebensweg. Das erzählerisch spannende Buch veranschaulicht nicht nur in gelungener Weise Lebensbedingungen und -umstände der damaligen Zeit, sondern konfrontiert, ohne Klischees zu bemühen, Tradition und Moderne in Form einer Generationengeschichte. Am Ende sieht der Großvater B. ein, dass er mit seiner starren Erwartungshaltung viel zum Verhalten seines Sohnes beigetragen hat und diesen Fehler bei seinem Enkel nicht wiederholen darf.