Julian Baggini: Nachdenken über Mister Gott
Besprechung
Kinder wachsen heute vielfach nicht mehr, wie noch vor ein, zwei Generationen, in einer festen religiösen Struktur auf; ihre Fragen zu Gott und Glauben müssen sie sich weitgehend selbst beantworten. In diesem großformatigen Titel spricht der durch einschlägige Publikationen ausgewiesene Philosoph und Feuilletonist Baggini in rund 50 Kurzkapiteln rund 50 „theologische“ Grundfragen an: zu den Weltreligionen (Kap. 1), zu Gott (Kap. 2), zu „Gut und Böse“ (Kap. 3) und zum „Leben im Glauben“ (Kap. 4). Darunter finden sich auch ganz und gar unkonventionelle Fragen, wie z. B. „Kann die Jungfrau Maria in einem Käse-Schinken-Toast erscheinen?“ oder „Könnte Gott böse sein?“, aber auch Klassiker wie „Können wir beweisen, dass Gott existiert?“ oder „Warum lässt Gott das Böse zu?“ - ein Mammutunterfangen, das dem Autor aber in staunenswerter Weise gelingt. Das liegt einmal an seinem griffigen, anschaulichen Stil, an den originellen Beispielen und an der kindgerechten Dosierung, vor allem aber an seiner Gabe, Problemfelder knapp anzureißen, ohne Antworten zu formulieren bzw. vorgestanzte Lösungen zu verordnen. Bezeichnend dafür ist, dass auch in den „Antwortkapiteln“ – Gott sei Dank, so möchte man fast sagen – das Fragezeichen das häufigste Satzzeichen darstellt. Nicht die probate Antwort will der Autor geben, sondern zum Selber- und Nachdenken führen. Was an dem vorliegenden Band aber mindestens so sehr gefällt wie die inhaltliche Aufbereitung, das ist sein Layout: Mehrfarbige Buchseiten, in der Größe variierende plakative Überschriften, eine höchst übersichtliche Bebilderung, farbige Textkästchen mit pointiert zugespitzten, teils paradoxen Formulierungen. Hinzu kommt eine kindgemäße Sprache, die aber die Inhalte wegs verwässert, sie vielmehr attraktiv präsentiert und zum punktuellen Blättern wie zum intensiven Lesen fast suggestiv verführt. Britisch unpathetisch, nicht ohne trockenen Humor, „wohltuend ideologiefrei“, lässt der Autor aber durchaus seinen eigenen Standpunkt durchscheinen: Das letzte der vier Kapitel widmet sich dezidiert dem „Leben im Glauben“ – auch hier wird strikt der Angebotscharakter gewahrt. Das Buch spricht mit Sicherheit bereits das zehnjährige Kind an, gibt Denkanstöße und vielleicht Entscheidungshilfen für die Lebensorientierung. Ein sehr empfehlenswerter Titel!
Didaktische Hinweise
Die angesprochenen Grundfragen der religiösen und ethischen Werteerziehung lassen sich gewinnbringend in Vertretungsstunden von Lehrkräften aller Fächer thematisieren und dank der gelungenen Gestaltung optisch attraktiv vemitteln. Die im Buch aufgeworfenen Fragen werden zuvor auf Karteikarten notiert, die von den Schüler/-innen zu Beginn der Stunde gezogen werden. In Teams versuchen sich die Schüler an einer Beantwortung, die schließlich mit den im Buch gegebenen Denkanstößen abgeglichen wird. Dadurch ist Anlass zur Diskussion geboten, die dann der Vertiefung des Reflexionsprozesses über den Unterricht hinaus dient.
Gattung
- Sachbücher
Sachbuchkategorie
- Philosophie, Religion, Menschsein
Eignung
für die Schulbibliothek empfohlenAltersempfehlung
Jgst. 4 bis 8Fächer
- Ethik/Religionslehre (Evang. Religionslehre
- Zusätzliche Fächer (Fachunterricht)
FÜZ
- Interkulturelle Bildung
- Werteerziehung
Erscheinungsjahr
2012ISBN
9783401067681Umfang
64 SeitenMedien
- Buch