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Alina Bronsky: Spiegelriss

Besprechung

Alina Bronskis „Scherbenpark“ (2008) war ein Buch, das als Jugendbuch für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert war und als Erwachsenenbuch für den „Aspekte-Literaturpreis“. 2010 folgte „Die schärfsten Gerichte der tatarischen Küche“, wieder ein Erwachsenenroman. 2012 legt Bronski mit „Spiegelkind“ dann ihr erstes wirkliches Jugendbuch vor, 2013 folgte der zweite Band „Spiegelriss“, der zwar Motive aus dem ersten Band aufgreift, aber den Leser etwas im Unklaren darüber lässt, was dazwischen passiert ist. In „Spiegelkind“ macht sich das Mädchen Juli auf die Suche nach ihrer verschwundenen Mutter, die den „Pheen“ angehört und in den Wald geflohen ist, der die Zivilisation umgibt. Nun gehört Juli zu einer „Horde“ von obdachlosen Jugendlichen, ist froh bei ihnen etwas Geborgenheit zu finden, ohne sich selbst aber wirklich einbringen zu können. Sie muss ihre Identität verstecken hinter einer Schicht Schmutz und Unnahbarkeit, denn man fahndet nach ihr als letzte der Pheen. Der Science-Fiction-Hintergrund verweist auf eine Gesellschaft, in der sich die Reichen immer mühsamer gegen die Unterprivilegierten zu schützen versuchen. Fasziniert und gleichzeitig abgestoßen fühlen sich alle von den „Pheen“, zu denen auch Juli indirekt gehört, weil ihre Mutter über magische „Pheenkräfte“ verfügt. Als man sie aufgreift und foltert, wird Juli zur Märtyrerin der Armen, obwohl sie selbst früher auf den Seiten der Reichen gelebt hat. Nach und nach erkennt sie aber, dass auch unter den Revolutionären nur jeder seine eigenen Ziele durchsetzen möchte und sie nur benutzt wird. Das Ende des zweiten Bandes ist offen, es könnte also ein dritter Band geplant sein. Bronski gelingt es in „Spiegelriss“, Motive der klassischen fantastischen und realistischen Jugendliteratur miteinander zu verknüpfen. Ihre Dystopie verweist auf eine Realität, in der Wohlstand nur mit Mauern gesichert werden kann.

Didaktische Hinweise

Jugendliche lieben fantastische Romanee, Lehrkräfte meist eher realistische. Dieser Text ist ein guter Kompromiss für beide, denn er zeigt auf intelligente Weise, wie gesellschaftskritische und surreale Elemente miteinander verknüpft werden können. Der Romane weist eine eigene Spannung auf, die vor allem dem düsteren Ambiente der Stadt geschuldet ist. Sowohl Juli selbst wie auch die sie umgebenden Figuren sind komplex und man ist sich nie sicher, auf wen man sich wirklich verlassen kann. Da Juli sich immer wieder selbst zurückhält, wenn von ihr klare Stellungnahmen erwartet werden, ist auch der Leser eher in einem zögernden Zwischenzustand. Für ältere Klassen kann es aber gerade eine Herausforderung darstellen, Motive der Jugendliteratur aufzufinden: Von der Angst vor dem großen dunklen Wald, der immer mehr hineinwächst in die Zivilisation, über das Motiv des kindlichen Retters, der sich seiner eigenen Rolle nicht sicher ist, bis hin zu der Angst vor dem magischen Pheenvolk. „Spiegelkind“ und „Spiegelriss“ sind unabhängig voneinander zu lesen.

Gattung

  • Fantasy
  • Romane

Eignung

für die Schulbibliothek empfohlen

Altersempfehlung

Jgst. 8 bis 10

Fächer

  • Deutsch

FÜZ

  • Politische Bildung
  • Werteerziehung

Erscheinungsjahr

2013

ISBN

9783401067995

Umfang

261 Seiten

Medien

  • Buch