Mathias Rohe: Das islamische Recht – Geschichte und Gegenwart

Besprechung

Die ausführlichen Darstellung des Juristen und Islamwissenschaftlers Mathias Rohe ist ein Werk, das jeder lesen sollte, der über Integration sprechen möchte. In einem historischen Abriss werden die Begriffe Scharia und islamisches Recht abgegrenzt, im nächsten Kapitel geht es um die Entwicklung zum modernen islamischen Recht, der dritte Teil zeigt „Wege des islamischen Rechts in der Diaspora“ auf, wobei Deutschland als Ausgangsbeispiel für einen Blick auf Europa dient. Im letzten Kapitel werden Perspektiven einer globalisierten Welt zwischen Säkularisierung und Islamisierung entworfen.

Tatsächlich wird islamisches Recht in Deutschland bereits angewendet, wo es um Religionsfreiheit geht oder das Erbrecht von Frauen aus Mehrehen verhandelt wird. Hier gilt es, die Balance zu halten zwischen Anerkennung eines anderen Rechtssystems bzw. Erhalt der Rechtssicherheit der Betroffenen einerseits und einem „ordre public“, der auf unerlässlichen Grundlagen des rechtssprechenden Landes beruht. Schwierig ist die Einschätzung vor allem der Perspektiven des islamischen Rechts in einem internationalen Recht. Die Debatte über eine behutsame Modernisierung muss zwischen Muslimen geführt werden, unter denen es wegs nur zwei Gruppen, Traditionalisten und Modernisierer, gibt. Es unterscheiden sich die Interpretationen der verschiedenen Länder, in denen islamisches Recht angewandt wird, und der betroffenen Gruppen, so gibt es muslimische Reformer, die zum Beispiel durchaus gleiche Rechte für Frauen einfordern. Die Idee, dass sich Reformen in der Diaspora entwickeln und auf muslimische Mehrheitsgesellschaften ausstrahlen könnten, ist sicher sehr optimistisch.