Jonas Lüscher: Frühling der Barbaren
Besprechung
Bei Jonas Lüschers Novelle „Frühling der Barbaren“ handelt es sich, ganz im Sinne Goethes, um eine sich ereignete, unerhörte Begebenheit. Im Mittelpunkt der Novelle steht der wohlhabende Firmenerbe Preising, der seinem Freund bei einem Spaziergang während seines Klinikaufenthalts eine Geschichte erzählt, „aus der sich lernen lässt“, eine Geschichte, die ihm in einem tunesischen Ferienressort widerfahren ist. Dort war Preising auf einer Geschäftsreise in eine britische Hochzeitgesellschaft geraten, alles Mitglieder der Londoner Finanzwelt, zu der auch das Hochzeitspaar gehört. Preising, der die Gesellschaft, die aus Händlern, Analysten und gnadenlosen Zockern zu bestehen scheint, beobachtet, lernt die Eltern des Bräutigams kennen. Die Mutter, eine Lehrerin, und der Vater, ein Soziologieprofessor, können wie Preising mit der Hochzeitsgesellschaft wenig anfangen. Der klassische Wendepunkt tritt dann in der Hochzeitsnacht ein: Der englische Premierminister, so berichten es die Medien, hat den Staatsbankrott erklärt. Innerhalb von wenigen Minuten ist ein Milliardenvermögen vernichtet, die gesamte Hochzeitsgesellschaft ist arbeitslos, ihre sämtlichen Kreditkarten werden gesperrt. Das luxuriöse Ambiente der Oase gleicht einem Chaos und die smarten Hochzeitsgäste, die ihre Fälle davon schwimmen sehen, verwandeln sich in gewissenlose Mörder, als es darum geht, ihre letzten Pfründe zu retten. Das barbarische Verhalten der Hochzeitsgesellschaft wird bei Lüscher zum Sinnbild für den labilen Zustand einer Gesellschaft und deren Abhängigkeit von der Wirkmacht des Geldes. Darüber hinaus entsteht das Sinnbild einer Generation, die durch die Anziehung des Geldes alles verliert.
Didaktische Hinweise
Lüschers spannende und klug konstruierte Novelle eignet sich hervorragend als Schullektüre, da sie nicht nur alle Merkmale einer klassischen Novelle aufweist, sondern sich auch thematisch zur Behandlung im Unterricht eignet. Lohnend ist dabei die Charakterisierung der einzelnen Personen der Novelle: Preising, der Vater und die Mutter des Bräutigams sowie dessen Schwester erweisen sich, jeder auf seine eigene Art und Weise, als Vertreter einer untergehenden Welt, in der kulturelle Werte keine Rolle mehr spielen. Die Gewinner, so scheint es, sind das Brautpaar und die eingeladenen Gäste, deren Verhalten sich jedoch als höchst unmoralisch herausstellt und Stoff für weiterführende Diskussionen bietet. Deutsch: Vergleich klass. Novelle mit der vorliegenden, innerer Monolog, Urteilsvermögen, Interkulturelle Werte
Gattung
- Romane
Eignung
sehr gut als Klassenlektüre geeignetAltersempfehlung
Jgst. 10 bis 13Fächer
- Deutsch
- Zusätzliche Fächer (Fachunterricht)
Erscheinungsjahr
2013ISBN
9783406646942Umfang
125 SeitenMedien
- Buch