Volker Reinhardt: Luther der Ketzer. Rom und die Reformation
Besprechung
Volker Reinhardt hat in seinem Buch zum Lutherjahr einen interessanten Ansatz gewählt: Als ausgewiesener Kenner der Renaissancepäpste hat er anhand bisher wenig genutzter römischer Quellen die Seite des Vatikans und seiner Diplomatie hervorgehoben, die dem Reformator entgegenstand. Ohne dass dabei revolutionäre Erkenntnisse zutage treten, macht diese Herangehensweise deutlich, wie unterschiedlich die beiden Welten waren, die in dieser Auseinandersetzung theologisch und vor allem politisch aufeinandertrafen. Hier die feinsinnigen Humanisten und dort der von seiner Interpretation des christlichen Glaubens felsenfest überzeugte ehemalige Mönch in Wittenberg. Reinhardt macht deutlich, dass es sich bei diesem Clash of Cultures, bei dem man mehr aneinander vorbei als miteinander redete, weniger um theologische Feinheiten als um handfeste politische Auseinandersetzungen handelte. Waren die Päpste in erster Linie daran interessiert, die Interessen ihrer jeweiligen fürstlichen Familien zu wahren, wobei man für die “Barbaren” in Deutschland wenig Interesse zeigte, verstand sich Luther als deutscher Reformator gegen die “Antichristen” im Papstamt, der von den Fürsten des Reiches unterstützt wurde, da diese sich aus der Abhängigkeit von Rom und dem Kaiser lösen wollten. So standen Roms Diplomaten nördlich der Alpen auf verlorenem Posten, zumal ihnen Luther auch mit seiner “medialen” Propaganda stets voraus war. Das Buch mit seinen vielen Zitaten aus römischen Quellen, die dem Phänomen der Reformation meist verständnislos entgegenstehen, ist damit zweifellos eine Bereicherung der Literatur zum Lutherjahr.
Didaktische Hinweise
Im Religionsunterricht und vielleicht noch mehr im Geschichtsunterricht lässt sich das Buch vor allem in der Oberstufe unterrichtsbegleitend gut einsetzen. Gerade in einem Ansatz, der sich nicht nur auf die deutsche Geschichte beschränkt, sondern diese in enger Verbindung mit der europäischen Entwicklung sieht, kann es eine gute Hilfe sein, während man nur bei sehr interessierten Schülern davon ausgehen kann, dass sie das ganze Buch lesen.
Gattung
- Sachbücher
Sachbuchkategorie
- Philosophie, Religion, Menschsein
- Geschichte, Archäologie
Eignung
für die Schulbibliothek empfohlenAltersempfehlung
Jgst. 11 bis 13Fächer
- Ethik/Religionslehre (Evang. Religionslehre
- Geschichte
Erscheinungsjahr
2016ISBN
9783406688287Umfang
352 SeitenMedien
- Buch