Alois Prinz: Lieber wütend als traurig. Die Lebensgeschichte der Ulrike Marie Meinhof

Besprechung

Zweifellos liegt hier eine solide Biographie (mit Auswahlbibliographie und Quellenverzeichnis) über Ulrike Meinhof vor, auch einige Bilder ergänzen den Text. Ausführlich geschildert werden Ulrike Meinhofs Kinder- und Jugendjahre während und nach den Wirren des Krieges, deren christlich-humanitären Wurzeln, die bemerkenswerte Pflegemutter Renate Riemeck, welche Interesse für Politik und historische Zusammenhänge weckte und die Zeit als Journalistin. Darüber hinaus steht die Ehe mit Klaus Rainer Röhl und die zunehmende Radikalisierung bis zu dem Entschluss, in den Untergrund und die Illegalität zu gehen im Mittelpunkt der Biografie. Zeitgeschichtliches wird, wo notwendig, einbezogen, das Gedankengebäude Ulrike Meinhofs und ihres Umkreises wird versucht zu verstehen und auch dem Leser zu erklären. Knapper (wie vom Verfasser selbst eingestanden auch ratloser) wird Alois Prinz allerdings gerade bei interessanten Fragen wie dem Verhältnis Ulrike Meinhofs zu ihren Kindern, ihrer völligen Unzugänglichkeit in der Schlussphase, dem Wandel ihrer Persönlichkeit hin zur Befürwortung von Gewalt, der Beziehung zu Baader und Ensslin. Das Buch ist sicher sehr redlich, auch in seinem Bemühen, die geistige Welt der RAF zu erklären, dennoch vermisst man manchmal gerade für junge Leser eine noch entschiedenere Wertung, also eine Ablehnung und Warnung, dass bei aller berechtigten Kritik an den Zuständen unserer Welt der eingeschlagene Weg nur als absoluter, menschenverachtender Irrweg angesehen werden kann. Beschrieben wird sicherlich eine tragische Figur, aber bestimmt keine Heilige, doch manchmal scheint der Verfasser einer Art Faszination durch seinen Gegenstand doch ein wenig zu sehr erlegen zu sein. Trotzdem ein empfehlenswertes und interessantes Buch, nicht ganz einfach zu lesen.