Maren Gottschalk: Factory Man

Besprechung

Die Historikerin Gottschalk folgt dem Leben Andrej Warhols beginnend mit seiner Kindheit, die der spätere Millionär mit seiner osteuropäischen Familie in ärmlichen Verhältnissen erlebte. Eine Krankheit zwingt ihn schon in jungen Jahren monatelang in sein Bett. Hier entwickelt er eine Leidenschaft für das Zeichnen und fertigt erste Collagen von Zeitungsartikeln an. In den 40er Jahren studiert er Gebrauchsgrafik in Pittsburgh und kann sich bis zum Ende der 50er Jahre immer mehr als Werbegrafiker etablieren. Trotzdem schlägt er bald einen künstlerischen Weg ein und versucht sich an Siebdrucken von Zeitungsausschnitten. 1962 veranstaltete Warhol mit Campbell’s Soup Cans seine erste Einzelausstellung, die jedoch kein Erfolg ist. Im gleichen Jahr gründet er in New York die „Factory“, ein Atelier, in dem er zusammen mit mehreren Assistenten an neuen Werken arbeitet. Es entstehen in den Folgejahren nicht nur Siebdrucke, sondern auch immer mehr Filme und Multimedia-Happenings und Bücher. Nachdem er 1968 Opfer eines Attentats wird, konzentriert er sich wieder mehr auf Siebdrucke, kommerzialisiert diese immer weiter und wird so selbst zu einem Popstar. Bis zu seinem Tod 1987 sucht er die Zusammenarbeit mit befreundeten Künstlern wie Keith Haring oder Jean-Michel Basquiat und arbeitet an einem riesigen Gemäldezyklus über das letzte Abendmahl. Maren Gottschalk beschreibt mit viel Einfühlungsvermögen den schwierigen Charakter eines der bedeutendsten Künstlers des letzten Jahrhunderts. Für den Leser werden so die künstlerischen und beruflichen Entscheidungen Warhols vor dem Hintergrund der engen Beziehung zu seiner Mutter und seiner Sucht nach Ruhm und Geld anschaulich erklärt. Immer wieder schiebt die Autorin auch kleine Exkurse mit Ereignissen aus der jeweiligen Zeit ein, ohne diese jedoch immer mit dem Werk des Künstlers zu verknüpfen. Am Ende hat der Leser einen guten Eindruck vom künstlerischen Schaffen wie auch dem schillernden gesellschaftlichen Leben von Andy Warhol gewonnen. Leider finden sich in dem kleinformatigen Buch nur sehr wenige Abbildungen der Werke.