Katja Alves: 1000 Gründe, warum ich unmöglich nach Portugal kann

Besprechung

Filipa Maria dos Santos bekennt gleich im ersten Satz: „Ich hasse Überraschungen!“, weil sie spürt, dass ihr allein erziehender Vater immer dann von Überraschungen spricht, wenn er etwas Unangenehmes als besonders toll verkaufen will. In diesem Fall ist es die Idee, nach Portugal zu ziehen, dem Heimatland des Vaters. Für das elfjährige Mädchen bricht eine Welt zusammen, da es in der Schweiz aufgewachsen ist und sich dort wohlfühlt. Unterstützt von ihrer allerbesten Freundin versucht sie, den Vater umzustimmen und den drohenden Umzug mit allen Mitteln zu verhindern. Da dieser aber diesbezüglich auf beiden Ohren taub ist, müssen die Mädchen handeln. Es ist eine mitreißende, einfühlsame und auch amüsant-humorvolle Geschichte entstanden, die von den Nöten eines bald schon pubertierenden Mädchens und ihren überschaubaren Strategien von Problembewältigung handelt. Das Leben in der unvollständigen Familie (die Mutter starb bei einem Unfall), die Auseinandersetzungen mit ihrem älteren Bruder Nuno sowie die leicht überspitzt dargestellten Verhaltensweisen ihrer portugiesischen Verwandten (autobiographische Färbung!) setzen Filipa zu, ohne dass sie ihren humorvollen Blick auf die sie umgebenden Personen und Begebenheiten verliert. Sowohl die stimmige kindlich-naive Sprachgestaltung als auch die liebevollen Illustrationen von Katja Gehrmann machen dieses Buch zu einem attraktiven Lesefutter, das nicht nur die existentiellen Ängste Filipas thematisiert, sondern einen bunten, lesenswerten Strauß innerfamiliärer Auseinandersetzungen und auch karikierende, portugaltypische Klischees aufweist. Nur die etwas schlampige Drucksetzung mit einigen orthographischen Fehltritten trübt den Lesegenuss geringfügig. 1000 gute Gründe, zu diesem Buch zu greifen!