Markus Grolik: Herr Meier, Johnny und das wilde Hundeleben

Besprechung

Der vom Autor selbst reich illustrierte Titel erzählt in der Manier eines Comic eine Geschichte über die Freundschaft zwischen dem Durchschnittsbürger Meier und einem Hund, den er eines Abends aus der Mülltonne fischt. Johnny, so heißt der Hundewaise, gewinnt sofort das Herz des anscheinend einsamen Herrn Meier. Er päppelt ihn nach allen Regeln der Kunst auf, verzeiht ihm hundetypische Unartigkeiten und gibt sich alle Mühe, dem Kleinen etwas zu bieten. Sie besuchen den Spielplatz, gehen ins Schwimmbad, auf den Jahrmarkt und in den Zoo und wachsen bei den gemeinsamen Unternehmungen mehr und mehr zusammen. Eine besondere Wendung erfährt ihre Beziehung, als Herr Meier seinem tierischen Gefährten von seiner Kindheit erzählt, in der er sich so sehr einen Hund gewünscht hatte. Doch das Höchste, was er bekam, war ein Hundekostüm, in dem er von da an Tag und Nacht seine Eltern nervte. Diese Geschichte bringt Johnny auf die Idee, sich nun als Mensch zu versuchen. Er lernt Lesen, Schreiben und Rechnen, Ukulele zu spielen, Ski zu fahren sowie Arabisch und Chinesisch. Mit Johnny wächst Herrn Meier ein echter Freund heran, der mehr und mehr menschliche Eigenschaften annimmt. Im Gegenzug übernimmt Herr Meier unversehens die Rolle des Hundes, der Hundekuchen, Fleischsülze mit Kraftfutter verzehrt, den Abwasch seinem tierischen Freund überlässt und beim Spaziergang Stöckchen holt. Johnny ist alles andere als glücklich über diese Verwandlung und ehe er sich’s versieht, sitzt er mit Herrn Meier auf dem Schoß in einer Tierarztpraxis, um sich Rat zu holen. Doch auch hier kann man den beiden nicht wirklich helfen. Rettung ist erst in Sicht, als sich Herr Meier auf die Suche nach der „Hundefreundin“ seiner Kindheit macht und diese auch findet. Die Rollen der Partner sind nun klar verteilt: Mit Frau Müller und der Hundedame Paulette sehen beide einer glücklichen Zukunft entgegen. Markus Grolik gelingt es auf witzige Weise, die Rollen von Tier und Mensch auf den Kopf zu stellen, und verleiht unseren tierischen Freunden dadurch eine neue Würde. Die Ernsthaftigkeit, mit der sich der Hund plötzlich um seinen Menschen sorgt, lässt uns nicht nur schmunzeln. Sie regt zum Nachdenken an über unsere Sehnsüchte und unseren Stellenwert als Mensch.