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Richard Yates: Eine letzte Liebschaft. Short stories

Besprechung

Nach Trumps unerwartetem Wahlsieg wurde auch auf diese Kurzgeschichten verwiesen, weil sie die Menschen zu Protagonisten machen, die Clinton nicht mobilisieren konnte: die am Rande der Bedeutungslosigkeit und der Armutsgrenze dahinleben: Eine Ehefrau, die bei einer Einladung die Kriegserlebnisse ihres Mannes herausstellen will und dabei vollkommen überhört, was er eigentlich erzählen will. Ein Rechnungsprüfer, der von seiner Frau verlassen wurde, und dem nun selbst das Frühstück in einem Lokal misslingt. Zwei amerikanische Soldaten auf dem Schlachtfeld am Ostersonntag. Eine amerikanische Mutter, die an der Côte d'Azur in Garnison lebt und sich in einer Bar in einen Marine verliebt, der sie zum Besten hält. Ein Kind, das von seiner Pflegemutter zugunsten deren Sohns ungerecht behandelt wird. Oder die Titelgeschichte, in der eine Büroangestellte in einem inneren Monolog von ihrer Weltreise berichtet, die, wie man im Laufe der Erzählung, in der die bereisten Länder und Sehenswürdigkeiten nur am Rande eine Rolle spielen, immer deutlicher erfährt, nur dazu diente, vor einer Heirat zu fliehen oder wenigstens vorher noch wenigstens eine „letzte Liebschaft“ zu erleben. Eine Ausnahme bildet die letzte Geschichte, in der ein Mann, der sich nach einem Krankenhausaufenthalt zu Hause erholen soll, eine Tasse zerbricht und im Kopf verschiedene Versionen durchlebt, wie er dieses Missgeschick gegenüber seiner Frau rechtfertigen könnte, wobei alle Phantasien im Streit enden. Als seine Frau nach Hause kommt, passiert all das nicht, sondern das gänzlich unerwartete in dieser Beziehung und in diesem Band: Es gibt ein zartes, versöhnliches Ende. Diese „Collected Stories“ sind in den USA 1996, vier Jahre nach Yates Tod, entdeckt und 2001 veröffentlicht worden. Im Zug der späten Entdeckung des Autors auch in Europa sind nun diese letzten neun Short Stories sehr sorgfältig in ein meist gut lesbares Deutsch übersetzt worden. Bemerkenswert ist, wie der Autor durch genaue Beschreibung seiner Figuren ein lebendiges Bild entstehen lässt. Viele der Geschichten haben mit dem Krieg, besonders Veteranenhospitälern zu tun, was auf die eigene Erfahrung des Autors zurückgeht.

Didaktische Hinweise

Die Biografie Richard Yates' ist ein Beispiel für das Missverhältnis zwischen Erfolg bei den Kritikern und mangelndem Verkaufserfolg zu Lebzeiten. Nur eine seiner Kurzgeschichten wurde vom New Yorker angenommen. Als er diese letzten Geschichten schrieb, war er seit langem krank, alkoholabhängig, litt unter einem Lungenemphysem und schrieb trotzdem täglich. Sein Roman „Revolutionary Road“ wurde 2008 verfilmt.

Gattung

  • Kurzprosa, Erzählungen, Textsammlungen, Tagebücher

Eignung

sehr gut als Klassenlektüre geeignet

Altersempfehlung

Jgst. 10 bis 13

Fächer

  • Deutsch
  • Englisch

Erscheinungsjahr

2016

ISBN

9783421046185

Umfang

195 Seiten

Medien

  • Buch