Keto von Waberer: Mingus

Besprechung

Das Buch beginnt spannend: Mingus hat seinen Papa, seinen Erschaffer, der ihn in einem Käfig gehalten hat, getötet und flieht zusammen mit seinem „kleinen Bruder“ aus dem Wüstenlabor. Bald kommen sie zu anderen Menschen, die Mingus` Besonderheit erkennen: Er ist der erste geglückte Klonversuch zwischen einem Menschen und einem Löwen, eine neue Art Mensch, Chance wie Gefahr gleichermaßen. Die Jagd auf Mingus beginnt, er wird von seinem kleinen Bruder getrennt, der in Wirklichkeit ein Mädchen, „Nin“, ist. Die beiden haben sich ineinander verliebt und symbolisieren zum Schluss, als das Buch ein gutes Ende nimmt, die Hoffnung auf einen positiven Neuanfang für die Welt. Dem Leser eröffnet sich eine moderne Zukunftsvision – eine moderne Märchenwelt, in der es eine Oberschicht, die Aristos, gibt. Sie wird angeführt von einem Präsidenten, der sich immer wieder neu klonen lässt. Seine Herrschaft setzt er mit Hilfe der Ci-Po durch. Die Welt scheint nicht durchgehend besiedelt, es gibt wenig durchleuchtete Wüstengebiete und Sperrzonen. In diese ziehen sich Untergrundgruppen zurück. Jede lebt und verfolgt eine eigene Weltanschauung, doch alle wollen den Präsidenten stürzen. Hier liegt der Schwachpunkt des Buches: In diese Welt und in die verschiedenen Ziele der Untergrundgruppen wird der Leser erst nach und nach durch wechselnde Ich-Perspektiven eingeführt. Gerade für jüngere Schülerinnen und Schüler könnte dies anfangs verwirrend sein und die anfängliche Leseeuphorie bremsen. Aber es ist immerhin ein Buch, von dem Friedrich Ani schreibt, dass es „ein Märchen aus urneuer Zeit: unheimlich, verführerisch und anrührend“ (siehe Klappentext) ist.