Lizzie Doron: Who the Fuck Is Kafka

Besprechung

Der autobiographische Romane der israelischen Schriftstellerin Lizzi Doron mit dem Titel „Who the Fuck is Kafka“ handelt von ihrer Freundschaft mit dem fiktiven palästinensischen Filmemacher Nadim Abu Hanis aus Ostjerusalem, den die Autorin auf einer Friedenskonferenz im Rom kennen lernt. Von Rom zurückgekehrt, besucht Nadim die Schriftstellerin in ihrer Wohnung im Norden von Tel Aviv, um zusammen mit ihr ein Film- und Buchprojekt zu planen. Obwohl die beiden Kontakte zu europäischen Förderern haben, die von der Idee des palästinensisch-jüdisch-israelischen Filmprojekts begeistert sind, wird am Ende nichts aus dem Film. Während ihrer Treffen stellen die beiden immer wieder fest, wie unterschiedlich sie sind. Nadim ist oft verschlossen, macht Andeutungen oder verschwindet wochenlang, ohne sich zu melden. Mit einer Jüdin befreundet zu sein, birgt Gefahren: Für die Palästinenser sind Landsleute, die mit Israelis zusammenarbeiten oder im Verdacht stehen, es zu tun, Verräter. Überall, wo die beiden zusammen gesehen werden, werden sie misstrauisch beäugt. Es ist aber nicht nur der politische Alltag, der die Freundschaft schwierig macht, sondern sie müssen auch feststellen, wie vorurteilsbeladen sie selbst sind. Dass Nadim fragen muss: „Who the fuck is Kafka?”, verunsichert die Ich-Erzählerin zutiefst, die Shoa scheint er ebenso wenig zu begreifen wie ihre Angst um den eigenen Sohn, der jederzeit Opfer eines palästinensischen Anschlags werden könnte. Bei Nadim ist es hingegen die Nakba – die große Katastrophe – wie die Palästinenser die Folgen des 1948er-Kriegs nennen, die seinen Alltag grundlegend von dem der Israelis unterscheidet. Der Romane ist von Mirjam Pressler aus dem Hebräischen übersetzt worden.