Jostein Gaarder: Das Orangenmädchen
Besprechung
Georg ist vier, als sein Vater stirbt. Elf Jahre später liest er einen Brief, den der Vater kurz vor seinem Tod an seinen Sohn geschrieben hat. Georg erfährt in dem Brief, wie seine Eltern sich kennen gelernt haben – bei dem geheimnisvollen Orangenmädchen handelt es sich um seine Mutter. Der Vater erzählt vom Glück und der Harmonie der jungen Familie, aber aufgrund seiner unheilbaren Krankheit auch von seiner Einsicht in die Begrenztheit des menschlichen Lebens. Die Frage, ob sich das Leben in seiner Begrenztheit überhaupt lohnt, erlegt der Vater dem Sohn auf. Georg lernt in dem schmerzlichen Lektüreprozess seinen Vater kennen, aber gleichzeitig ist es eine Reise in das eigene Bewusstsein und seine Auffassung der Welt. Deshalb tritt er in einen Schreibdialog mit dem Brief des Vaters ein, der sein Verständnis der großen Daseinsfragen reflektiert und in dem sich Vergangenes und zukünftige Perspektiven berühren. Die letztlich positive Antwort, das Leben auch in seiner Begrenztheit zu bejahen, bleibt er (dem Vate r/ dem Leser) dabei nicht schuldig. Die doppelte Erzählerperspektive spiegelt sich in dem zweifachen Schriftbild des Buches. Die gelungene Komposition des Abschiedsbriefes an den Sohn in der Zukunft wird am Anfang des Romans erklärt und ist Handlungsgerüst und -impuls zugleich. Atmosphärische Schilderungen und eine überzeugende Liebesgeschichte bilden den Rahmen für die Behandlung grundlegender philosophischer Fragen. Ein weiteres wertvolles und überzeugendes Buch des norwegischen Erfolgsautors von „Sofies Welt“.
Didaktische Hinweise
Als Lektüre im Unterricht eignet sich dieses Buch nur bei bereits leseerfahrenen Schülern. Geschaffen werden muss die Bereitschaft, sich neben der Liebesgeschichte auch auf die Reflexion existentieller Fragen einzulassen. Zu empfehlen eher für eine Teilgruppe als für die gemeinsame Lektüre im Klassenverband. Eine produktionsorientierte Handlungsanweisung findet sich im Schluss des Romanes: „Fragt eure Eltern, wie sie einander kennen gelernt haben. Vielleicht können sie eine spannende Geschichte erzählen. Fragt gleich beide, denn es ist nicht sicher, ob sie genau dieselbe Geschichte erzählen.“ (S. 187)
Gattung
- Romane
Eignung
themenspezifisch geeignetAltersempfehlung
Jgst. 9 bis 12Fächer
- Deutsch
- Ethik/Religionslehre (Evang. Religionslehre
- Philosophie
Erscheinungsjahr
2007ISBN
9783423623124Umfang
188 SeitenMedien
- Buch