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Franz Hohler; Nikolaus Heidelbach: Der große Zwerg

Besprechung

Die Spaghettifrau – Sarah geht zum Einkaufen. Unter anderem soll sie italienische Spaghetti kaufen. Die Frau, die auf der Packung auf einem Getreidefeld abgebildet ist, lächelt Sarah an und spricht mit ihr. Beim nächsten Einkauf winkt die Spaghettifrau das Mädchen zu sich, Sarah gibt ihr die Hand und befindet sich plötzlich auf dem italienischen Getreidefeld; sie hilft bei der Ernte, wird zum Essen eingeladen, streichelt den Esel, kehrt zurück zum Feld. Inzwischen suchen Sarahs Eltern ihre Tochter im Supermarkt. Plötzlich sieht der Vater Sarah auf dem Etikett einer Spaghettipackung und holt sie auf die gleiche Weise zurück, wie sie zuvor nach Italien gelangt war. Beim nächsten Einkauf geht die Mutter mit, aber die betreffende Nudelsorte ist nicht mehr im Sortiment. Sie braucht noch eine Flasche Rum und wählt eine Flasche, auf der ein lachender, schwarzer Mann abgebildet ist. Er spricht Sarah an und sie fragt ihre Mutter, wann sie wieder so eine Flasche brauchen. Das unsterbliche Zahnbürstchen – Der Schotte Joseph MacSellery hatte als Siebenjähriger ein Zahnbürstchen mit goldenem Griff und schwarzen Borsten geschenkt bekommen, das am Ende seines Lebens – er wurde 86 Jahre alt – noch genauso aussah wie am ersten Tag. Der Mann hatte sein ganzes Leben lang gesunde Zähne. Kurz vor seinem Tod schenkte er das Zahnbürstchen seinem Urenkel, der zunächst darüber genauso enttäuscht war wie er selber als Kind. Doch der Urenkel putzt heute, mit 57 Jahren, noch immer seine Zähne mit dem Bürstchen. Die Kleider des Herrn Zogg – Als Herr Zogg eines Morgens verschläft, gehen seine Kleider ohne ihn ins Büro. Sie holen den Lohn ab und machen Ferien; Herr Zogg muss sich eine neue Arbeit suchen. Der dreißigste Kanal – Joggi ist am Abend seines Geburtstags nach seiner Feier alleine zu Hause. Verbotenerweise schaltet er den Fernseher ein. Er sieht, wie in einem Kriminalfilm ein Mann von einem Juwelendieb erschossen wird und aus dem Fenster stürzt. In einem anderen Programm wird eine ganze Familie erschossen. Vor Schreck schaltet er mit der Fernbedienung alle Sender durch bis zum 30. Kanal. Dort sieht er, wie die Schauspieler aus den Filmen vorher wieder aufstehen und erkennt, dass das Blut aus einem Beutelchen kam und dass ein Stuntman den Fenstersprung ausgeführt hatte. Am nächsten Tag befragen die Eltern Joggi über das, was er gesehen hat, und er berichtet vom 30. Programm. Doch der Fernseher verfügt nur über 29 Kanäle.

Die drei Gärtner – Drei benachbarte Gärtner lösen die Schneckenplage auf unterschiedliche Weise. Der erste streut Schneckenkorn, der zweite nutzt eine Bierfalle und der dritte wirft die Schnecken über den Zaun zu seinen beiden Nachbarn. Die drei Gärtner wollen mit der Hilfe von Schnecken die Königstochter befreien, die von einem Zauberer auf einem Glasberg festgehalten wird. Die beiden ersten werden von den Schnecken hereingelegt und finden den Tod. Der dritte hat Erfolg, wird aber von der Prinzessin in den Tod gestoßen, weil er ihr nicht gefällt. Daraufhin lassen die Schnecken die Prinzessin den Glasberg hinunterstürzen. Aus Kummer über ihren Tod bringt sich der König mit Schneckenkorn um und die Demokratie hält Einzug im Land. Der tragische Tausendfüßler – Der Tausendfüßler will seine Füße zählen, wird aber immer wieder gestört. Tragischerweise frisst ihn irrtümlich die eigentlich vegetarisch gesinnte Haubenmeise. Der Frosch und die Zahnpasta – Ein Frosch hat schwarze Zähne, weil er Fliegen frisst, die vom Kohlebergwerkstaub schwarz sind und außerdem schwarze Schokolade. Er bekommt weiße Zahnpasta mit roten Streifen, die nichts nützt, weil er sie auffrisst. Alle Zähne fallen ihm aus – der Grund, warum Frösche keine Zähne haben. Der Pfingstspatz – Der Pfingstspatz legt am Pfingstsonntag je einen Grashalm auf die Fenstersimse, was niemand merkt; deshalb ist er neidisch auf den Osterhasen. Ein klarer Fall – Ein Kamin fährt wegen seiner Rußlunge in ein Sanatorium. Weil dort der Kamin kaputt ist, bietet er seine Hilfe an; er seufzt über seine eigene Gutmütigkeit, weil er wieder husten muss. Wo das Paradies liegt – Der Zwergpinscher Knirps unterhält sich mit dem Bernhardiner Zappa über die anderen Hunde der Gegend und über das Hundeparadies. Zappa glaubt, das sei im Tessin. Als Knirps hört, dass Nachbarn dorthin fahren wollen, springt er in deren Auto und fährt mit. Im Gotthard-Tunnel haben sie eine Panne und Knirps springt aus dem Auto, weil er glaubt, im Paradies angekommen zu sein. Er verursacht einen Riesenstau. Als er nach zwei Stunden am Ende des Tunnels ankommt, empfängt ihn die Polizei. Er wird gut versorgt – schließlich ist er im Hundeparadies – und kommt zurück zu seiner Besitzerin. Die ungleichen Regenwürmer – Ein Regenwurm begibt sich auf eine Reise und wird von einer Amsel gefressen, ein anderer bleibt unter der Erde und lebt lange. Wer hat das bessere Leben? Brief an einen Heiligen – Der Autor fragt den heiligen Georg in einem Brief, warum er den Drachen getötet und nicht geschont hat. Der König, ganz für sich – Der König glaubt sich unbeobachtet und macht mit heruntergelassenen Hosen einen großen Furz. Doch der Erzähler hat es gesehen. Der Schmied und der Bäcker – In der Geschichte aus dem alten Dänemark hat ein jähzorniger Schmied einen Mann erschlagen und soll deshalb geköpft werden. Weil er aber der einzige Schmied in der Stadt ist, überlegen sich die Richter sieben verschiedene Alternativen. Die letzte Lösung ist die ungerechteste, gehört aber zur ursprünglichen Geschichte: Weil es in der Stadt zwei Bäcker gibt, wird anstelle des Schmieds der alte Bäcker hingerichtet. Der Granitblock im Kino – Ein Granitblock demoliert ein Kino, als er sich einen Film ansieht, der ihn amüsiert. Er muss zurück in den Park. Die Verzweifelten - Ein armes Schwein, ein dummer Affe und eine blöde Kuh treffen sich am Parkplatz. Sie haben Hunger und fressen sich bei McDonalds satt. Die Leute dort finden sie amüsant und sie werden als Gag auf eine Geburtstagsparty eingeladen. Sie bekommen eine eigene Internetseite und werden zum Partyknüller. Die seltsame Hochzeit – Die Hochzeit zwischen einem Handstand und einem Kopfstand geht für die Gäste, die sich aus Anstand ebenfalls in den Hand- oder Kopfstand begeben, schief, weil sich auch die Orgel umdreht und die Kirche zum Einsturz bringt. Die Maus am Pferderennen – Eine Maus verhilft einem Pferd zum Sieg beim Rennen, indem es sich in ihm verbeißt, um nicht herunterzufallen. Vor Schmerz rennt das Pferd schneller als sonst. Die Maus bekommt als Siegerin vom Jockey einen Sack Weizen zur Belohnung. Die feindlichen Schrauben – Zwei Schrauben, die an einem Rad eines Güterzuges befestigt sind, streiten ständig, bis die eine beschließt zu gehen. Dadurch lockert sich das Rad, der Zug entgleist und wird zertrümmert, die andere Schraube wird mit den Resten eingeschmolzen. Ein seltener Vogel – Ein Nachtwächter folgt einer Nachtigall in den Wald, weil sie so schön singt. Er taucht nicht mehr auf; im nächsten Jahr beobachten die Leute uniformierte Nachtigallen, die besonders schön singen.

Made in Hongkong – Eine Made will nach Hongkong. Sie versteckt sich in einer Kiste voller Gold, die nach Hongkong geflogen wird. Räuber verstecken die Beute in einem Keller und werden danach von der Polizei erschossen. Die Made überlegt, wie sie den Maden zu Hause mitteilen kann, dass sie in Hongkong eingetroffen ist. Da kauft sie mit dem Gold alle Spielzeugfabriken in Hongkong und befiehlt, dass man auf jedes nach Europa exportierte Spielzeug „Made in Hongkong“ drucken muss. Der Schatz von Zürich – Steff hilft seiner Großmutter zusammen mit seinem Freund Stöff beim Ausräumen der Wohnung. Da finden sie in einer Standuhr ein altes Pergament und einen kleinen rostigen Schlüssel. Das Schriftstück stammt vom Urgroßvater der Großmutter und erweist sich als eine Schatzkarte. Die Jungen folgen den Anweisungen und gelangen ins Untergeschoss des neuen Züricher Hauptbahnhofs. Bei den Schließfächern ist eines mit Moos überzogen und der Schlüssel passt. Sie finden darin eine Truhe mit Gold. Als sie später noch einmal zu den Schließfächern gehen, sehen alle gleich aus. Ein schöner Nachmittag – Eine Badewanne und eine Hausapotheke gehen in ein Cafe und trinken Tee. Die Badewanne verspeist alle Apfelkuchenstücke, die vorrätig sind. Da sie die Rechnung nicht bezahlen können, will sie der Kellner nicht gehen lassen. Da lässt die Badewanne mit ihrer Dusche das Cafe voll Wasser laufen, dann gehen die beiden nach Hause. Die sprechende Kastanie – Der alte Pietro hat niemanden, mit dem er über die alten Zeiten sprechen kann, bis er eine sprechende Kastanie findet. Der Verkäufer und der Elch – Ein Verkäufer will seinen Freunden beweisen, wie gut er in seinem Beruf ist und deshalb einem Elch eine Gasmaske verkaufen. Der Elch lehnt ab, weil die Luft im hohen Norden gut ist. Der Verkäufer baut mitten im Wald eine Gasmaskenfabrik, die giftige Abgase absondert. Jetzt brauchen die Elche die Gasmasken, die dort hergestellt werden. Eine wilde Nacht – Anina ist alleine zu Hause. Als sie nachts zur Toilette geht, sieht sie plötzlich ein nasses Krokodil aus der Kiste mit dem Altpapier kriechen. Es stammt aus einer Tierzeitschrift, in der jetzt ein Krokodilbild fehlt. Sie verbarrikadiert sich im Elternschlafzimmer, aber das Krokodil zersplittert die Tür. Da bietet ihm Anina die Flamingos aus der Zeitschrift als Futter an und prompt ist die Wohnung voller Flamingos. Als das Krokodil satt ist, bittet das Mädchen die Tiere, zurück ins Heft zu gehen. Die Eltern finden Anina im Elternbett hinter der kaputten Tür. Sie können die Geschichte nicht verstehen, die Anina ihnen erzählt, obwohl ein Flamingo in dem Tierheft Mutters Hut im Schnabel hat, der nun nicht mehr an der Garderobe hängt. Der schlechte Esser – Fredy hat sein Leben lang nur gegessen, was ihm schmeckt, was ihn zu einem gefürchteten Gast macht. Doch es rettet ihm das Leben, als er einen vergifteten Kartoffelsalat zurückweist. Der offene Kühlschrank – Ein Mann vergisst die Kühlschranktür zu schließen und den Lebensmitteln darin wird es warm. Sie beschließen wegzugehen, doch draußen ist es noch heißer. Als der Mann zurückkommt, stellt er alle wieder in den Kühlschrank. In der Kühle schwärmen sie vom Ausflug. Das Männlein in der Sirupflasche – Die sechsjährige Sabine entdeckt, dass in der Sirupflasche ein Männlein wohnt und versteckt sie im Kinderzimmer. Sie unterhält sich jeden Tag mit dem Sirupmännlein und besucht ihn eines Tages in seiner Flasche. Nach Sabines Ferienreise ist das Männlein verschwunden; es wohnt jetzt bei einem anderen Kind. Der große Zwerg – Die titelgebende Geschichte ist die kürzeste von allen: „Es war einmal ein Zwerg, der war 1,89 m groß.“ (S. 116) Mit speziellem Humor und lakonischer Sprache erzählt der Schweizer Franz Hohler diese skurillen Geschichten. Mal ist die Grundstimmung fröhlich, mal eher böse, wie zum Beispiel in der Schneckengeschichte. Die kurzen Texte machen Spaß, regen aber auch zum Nachdenken an über unsere Gesellschaft und ihre Werte. Die Bilder des bekannten Illustrators Nikolaus Heidelbach stellen Szenen aus einigen der Geschichten dar. Mit warmen, satten Farben und prägnantem Ausdruck der Figuren greifen sie die phantastischen Elemente der Erzählungen auf.

Didaktische Hinweise

Das Buch ist zu empfehlen zum Einstellen in die Bibliothek der Grundschule. Im Unterricht kann man die kurzen Geschichten einsetzen wie Lesebuchtexte. Auch eine arbeitsteilige (Gruppen-/ Partner-/ Einzel-)Arbeit mit Leseaufgaben wie im Materialanhang ist denkbar, wobei der Lehrer geeignete Geschichten auswählen sollte. Der geringe Textumfang kommt noch ungeübten Lesern, die mit einer Ganzschrift überfordert sind, entgegen.

Gattung

  • Kurzprosa, Erzählungen, Textsammlungen, Tagebücher

Eignung

als Klassenlektüre geeignet

Altersempfehlung

Jgst. 2 bis 5

Fächer

  • Deutsch

Erscheinungsjahr

2009

ISBN

9783423623919

Umfang

116 Seiten

Medien

  • Buch