Karin Bruder: Zusammen allein
Besprechung
Der Roman „Zusammen allein“ von Karin Bruder bietet profunde Einblicke in den Alltag Rumäniens zur Zeit des Ceausescu-Regimes. Die 16-jährige Agnes wird von ihren Eltern, die in den Westen ausgereist sind, alleine zurückgelassen. Fortan muss sie bei Verwandten wohnen. Ihre anfängliche Loyalität dem rumänischen Regime gegenüber wandelt sich im Laufe der Zeit zur Systemkritik. Eine nicht unerhebliche Rolle spielt dabei der sechs Jahre ältere Petre, in den sich Agnes verliebt. Schlange stehen für Lebensmittel, Angst vor der berüchtigten Sekuritate, Brennstoffmangel in kalten und langen Wintern – so sieht der Alltag für viele Rumänen gegen Ende der 80er-Jahre aus. Agnes jedoch trotzt diesen Missständen mit eisernem Glauben an das kommunistische Ideal. Eine Veränderung bahnt sich erst an, als sie bei Puscha, ihrer Großmuter, die vom Rest der Familie Zeit ihres Lebens als verantwortungslos und egoistisch abgestempelt und gemieden worden ist, einzieht. Diese eröffnet ihr neue Horizonte. Immer noch begünstigt durch die frühere Beziehung zu einem Parteifunktionär verfügt die Großmutter über zahlreiche Kontakte, die ihr diverse Vorteile verschaffen: Auto, Medikamente, Butter, Fleisch, sogar eine Videokassette mit sämtlichen Dallas-Folgen. Zwar ist ihre repräsentative Villa in Bukarest enteignet und seither von einigen weiteren Menschen mitbewohnt, jedoch findet sich gerade dadurch ein konspiratives Grüppchen zusammen, das - gelinde ausgedrückt – einen nicht gerade systemkonformen Lebensstil pflegt. Der Student Petre ruft gar mit selbst gedruckten Pamphleten zum Widerstand gegen das Regime auf. Beim Verteilen derselben wird er leider gefasst und ins berühmt-berüchtigte Pitesti-Gefängnis gebracht, wo man ihn physischer und psychischer Gewalt aussetzt. Mit Hilfe einer Freundin, die in den Westen ausreisen darf, schmuggelt Agnes ein Amnestie-Gesuch aus dem Land, das publik wird und ganz offensichtlich seine Wirkung zeigt: Petre wird entlassen. Nun überschlagen sich die Ereignisse: 1989 fallen die Grenzen des Ostblocks und das rumänische Regime gerät ins Wanken. „Zusammen allein“ ist ein schöner Roman, der in klarer, verdichteter Sprache Einblick in ein Stück europäischer Geschichte bietet.
Didaktische Hinweise
Der Roman ist gut als Klassenlektüre geeignet. Hierbei kann zudem fächerübergreifend mit dem Geschichtsunterricht zusammengearbeitet werden.
Vom dtv-Verlag gibt es hier ein kostenfreies Unterrichtsmodell.
Gattung
- Romane
Eignung
themenspezifisch geeignetAltersempfehlung
Jgst. 9 bis 11Fächer
- Deutsch
- Geschichte
FÜZ
- Kulturelle Bildung
- Politische Bildung
Erscheinungsjahr
2010ISBN
9783423624503Umfang
272 SeitenMedien
- Buch