Jenny Han: Der Sommer, als ich schön wurde
Besprechung
Der in Amerika sehr erfolgreiche Jugendroman verdient auch bei uns breites Interesse. Er ist, der Titel lässt das kaum vermuten, mehr als die bloße Beschreibung des Lebensmoments einer Sechzehnjährigen, der plötzlich bewusst wird, dass sie aus einem Kind zur jungen Frau geworden ist, mit allen dazugehörigen Problemen. Vielmehr erlebt Belly, die Hauptfigur, das Erwachsenwerden sozusagen wie einen Sprung ins kalte Wasser. Sie wird vom Leben regelrecht überrollt und in ihren Grundfesten erschüttert. Das erfährt der Leser aber erst gegen Ende des Romans. Die Geschichte fängt ganz harmlos-friedlich, fast idyllisch an: Wie jedes Jahr, seitdem sie denken kann, verbringt Belly und ihre Familie zusammen mit Susannah, der besten Freundin ihrer Mutter, und deren beiden Söhnen Conrad und Jeremiah die Ferien am Meer von Cousins Beach in entspannter, unbeschwerter Fröhlichkeit. In kurzen Rückblenden werden immer wieder die früheren Urlaube aus Sicht Bellys heraufbeschworen. Doch dieses Jahr erscheint ihr irgendwie vieles anders: Sie spürt es an sich selbst und merkt es am Verhalten der beiden Söhne Susannahs, dass sie jetzt als junge Frau wahrgenommen wird, nicht mehr wie früher als kindlicher Spielkamerad. Zugleich wird ihr bewusst, dass sie gerade den etwas sperrigen Conrad besonders gern hat. Trotzdem kommt es zu keiner größeren Nähe zwischen ihm und ihr. Mit dieser und anderen Merkwürdigkeiten im Verhalten der Jungs kommt sie nicht recht klar, zumal sie in erster Linie um sich selbst und die üblichen Pubertätsproblemchen kreist. Ohne dass sie erst merkt, braut sich in der scheinbaren Idylle jedoch eine schicksalhafte Wendung zusammen, um die alle außer Belly (und der Leser) wissen, mit der Folge: Dieser Aufenthalt wird der letzte gemeinsame Sommer für die beiden Familien sein. Das Abschiedsabendessen der beiden Familien ist von ahnungsvoller Melancholie überschattet, auch wenn alle dies bis zuletzt zu überspielen suchen. Dennoch: Eines bleibt Belly, gerade durch dieses schicksalhaft hereinbrechende Wissen um das Ende von unbeschwerter Idylle. Es ist ihre Liebe zu Conrad und seine Liebe zu ihr. Sie beide gewinnen gerade in der extrem angespannten Problemsituation darüber Gewissheit für ihr ganzes Leben.
Ein ergreifendes, ein tief berührendes Buch!
Didaktische Hinweise
Im Rahmen einer Projektreihe zum Komplex „Identitätsfindung“ einsetzbar.
Gattung
- Romane
Eignung
für die Schulbibliothek empfohlenAltersempfehlung
Jgst. 8 bis 12Fächer
- Deutsch
FÜZ
- Soziales Lernen
Erscheinungsjahr
2014ISBN
9783423625364Umfang
314 SeitenMedien
- Buch