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Timo Parvela, Bjørn Sortland; Pasi Pitkänen (Illustr.): Die Einladung / Kepler62 Bd.1

Besprechung

Eine Verführung für alle Nicht-Leser: Kepler62 kann man – hat man zu lesen begonnen – kaum aus der Hand legen.

Der 13-jährige Ari und sein zehnjähriger Bruder Joni leben in einer unwirtlichen, grauen Welt der Zukunft: Die Menschen können sich frische Lebensmittel kaum leisten, ihr Leben wird überwacht. Teilweise werden sie sogar mit Neurotunings für den Staat, der auf der Suche nach einem neuen Planeten zum Leben ist, instrumentalisiert.
In dieser Welt müssen Ari und Joni alleine zurechtkommen. Ihren Vater kennen sie nicht, ihre Mutter haben sie schon lange nicht mehr gesehen, denn sie ist für ihre Kinder auf der Suche nach Arbeit, Essen und besseren Lebensbedingungen. Die Hoffnung der Jungs knüpft sich daher an ein neues, sagenumwobenes Computerspiel: Kepler62. „Dies war das Spiel, das bisher niemand geknackt hatte. Um das sich wilde Gerüchte rankten. In dem es angeblich ein verstecktes Level gab, ganz am Ende, wenn man dachte, man hätte schon alle Level geschafft. Angeblich erhielt man, wenn man dieses Extralevel schaffte, eine Einladung. Den Ruf, zu folgen. Wohin, das wusste keiner. Vielleicht bekam man dort ja endlich eine neue Chance. Das, wonach ihre Mutter ständig suchte. Eine Belohnung, die das ganze Leben veränderte.“ (S. 18). Unverhofft halten die Jungs das Spiel in Händen. Joni hat es von einer Frau auf der Straße geschenkt bekommen. Als Duo gelingt es den beiden, das Spiel zu knacken, doch weil Joni krank ist, müssen sie sich nochmals ans System wenden, um Medikamente zu bekommen. Als alleinlebende Kinder geraten sie in die Fänge des Überwachsungsstaates. Der präsentiert ihnen kurz darauf ihre Mutter. Aus dem Nichts aufgetaucht kümmert sie sich wieder liebevoll um ihre Kinder. Doch da ist das Aufblitzen in ihren Augen, das verrät, das auch die Mutter einem Neurotuning unterzogen worden ist. Die Kinder wenden sich wieder dem Spiel zu, mit dessen Hilfe sie am Ende eine Reise antreten …
Gerade für Nicht- oder Wenigleser ist das Buch durch die großzügigen Illustrationen und die überschaubaren Leseportionen eine Einladung zum Lesen: Pasi Pitkänen schafft selten reine Illustrationen, oft sind Inhalt und Text mit in seine Bilder eingebunden. Sie erinnern genauso wie die dunkel gehaltenen Seiten an die Gestaltung von Comics und sprechen Jungs besonders an.
Mit dem 10-jährigen Joni und dem 13-jährigen Ari findet eine breite Leserschicht ein Identifikationsangebot. Dazu sind die Jungs ganz unterschiedlich: Ari ist blond und hellhäutig, Joni gelockt und dunkelhäutig. Doch auch Mädchen kommen mit dem spannenden Plot klar. Sie finden im zweiten Band zudem ein weiteres Identifikationsangebot. Wie der Abdruck der ersten Seiten hinten im Buch verrät, gelingt es auch der 14-jährigen Marie das Spiel zu knacken und auf Weltraummission zu gehen.

Didaktische Hinweise

Kepler62, das auch mit dem Lesekompass 2020 ausgezeichnet wurde, erhält eine klare Klassenlektüreleseempfehlung: Das Buch bietet Identifikationsangebote, weist einen wirklich überschaubaren Umfang auf und lädt zur Weiterarbeit im Unterricht ein. So bietet es sich an, sich im Unterricht mit den Themen Überwachungsstaat, (Merkmale einer) Demokratie und (Eingriff in die) Menschenrechte auseinanderzusetzen.
Die Ergebnisse können dann auch gut in sogenannte „Enhanced Books” einfließen. Das sind von Kindern und Jugendlichen mittels Apps wie Bookcreator selbst gestaltete E-Books. Kepler62 lädt durch die vielen tollen Illustrationen zu einer solch digitalen Umsetzung ein. Neben den Bildern, Buchinhalten und Arbeitsgebnissen zu Themen wie Überwachungsstaat, können auch Audioaufnahmen (z. B. von Lieblingsstellen) eingearbeitet werden. Anregung für das betonte Lesen oder auch allgemein für ein Leseflüssigkeitstraining bieten die frei abrufbare Hörprobe oder die erschienen Hörbücher. 
Ein weiterer Pluspunkt ist, dass Kepler62 als Reihe angelegt ist. Wenn es gelungen ist, für das Lesen zu begeistern, ist weiteres Lesefutter vorhanden.
Einziger Nachteil: Ist man im Lesen drin, ist das Buch schon mal in einer Nacht ausgelesen.

Alle hier rezensierten Werke von Timo Parvela, Bjørn Sortland; Pasi Pitkänen (Illustr.)

Gattung

  • Science-Fiction
  • Romane

Eignung

sehr gut als Klassenlektüre geeignet

Altersempfehlung

Jgst. 4 bis 6

Fächer

  • Deutsch

FÜZ

  • Interkulturelle Bildung
  • Politische Bildung
  • Werteerziehung

Erscheinungsjahr

2019

ISBN

9783440166123

Umfang

119 Seiten

Medien

  • Buch
  • Hörbuch
  • E-Book