Donna Tartt: Der kleine Freund
Besprechung
Donna Tartts besonderer Sound, bekannt aus ihrem ersten Buch „Die geheime Geschichte“ und natürlich aus dem so überaus erfolgreichen Roman „Der Distelfink“, findet sich auch in diesem zweiten Roman, der von der Kritik nicht so hoch eingeschätzt wurde wie die beiden anderen. Vielleicht liegt das daran, dass es keine klare Auflösung gibt für das Geheimnis um den Tod des neunjährigen Robin, einen Tod, der das Leben seiner Mutter und seiner Schwestern nachhaltig beschädigt hat. Aber dennoch sind die Beschreibungen der kleinen Stadt und ihrer Bewohner so dicht, der Blick in die Seele der jugendlichen Protagonisten so zärtlich und klug, dass die Lektüre ein großer Genuss ist. Die zwölfjährige Harriet, die bei Robins Tod noch ein Baby war, will seinen Tod aufklären, ja rächen. Sie geht davon aus, dass der Täter zu einer Familie gehört, die vor der Stadt in Wohnwagen haust und zum sogenannten „weißen Abschaum“ gehört. Die Brüder sind gefährlich, von religiösem Wahn erfüllt, gewalttätig, kriminell, sie kochen Meth und sind meistens auf Drogen. Harriet gerät zusammen mit ihrem Freund Hely in große Gefahr, und sie tut wohl auch manchem Unrecht mit ihren Verdächtigungen. Dennoch ist sie ein besonderes Kind, einsam, willensstark, unbestechlich. Sie sieht das Versagen ihrer Mutter, die rassistischen Tendenzen in ihrer Umwelt, die Lieblosigkeiten und Heucheleien der Erwachsenen und schafft sich eine eigene Welt mit jugendlichen Anhängern, die ihre Coolness bewundern. (Aus dem Amerikanischen von Rainer Schmidt)
Didaktische Hinweise
Das Buch könnte unter folgenden Aspekten untersucht werden: Offener und versteckter Rassismus, Die Einsamkeit der Hauptfigur Harriet und das Versagen der Erwachsenen, Vergleich mit Harper Lees bekanntem Text: Wer die Nachtigall stört, Die Beschreibung der weißen Unterschicht, Anzeichen des amerikanischen Niedergangs
Gattung
- Romane
Eignung
in Auszügen geeignetAltersempfehlung
Jgst. 11 bis 13Fächer
- Deutsch
- Englisch
Erscheinungsjahr
2013ISBN
9783442480586Umfang
765 SeitenMedien
- Buch