Ferdinand von Schirach: Terror: Ein Theaterstück und eine Rede
Besprechung
Bei dem Theaterstück mit dem Titel „Terror“ von Ferdinand von Schirach, das derzeit an sehr vielen Bühnen in Deutschland gespielt wird, handelt es sich um ein Stück von bedrückender Aktualität. Die Handlung ist einfach: Ein Terrorist kapert eine Passagiermaschine und zwingt die Piloten, Kurs auf die voll besetzte Allianz-Arena in München zu nehmen. Gegen den Befehl seiner Vorgesetzten schießt ein Kampfpilot der Luftwaffe das Flugzeug in letzter Minute ab, alle Passagiere sterben. Der Pilot muss sich vor Gericht für sein Handeln verantworten. Seine Richter sind die Theaterbesucher, die am Ende des Stücks über Schuld oder Unschuld urteilen müssen, indem sie nach der Pause dazu aufgefordert werden, durch zwei getrennte Eingänge zu ihren Plätzen zurückzugehen. Abhängig von dem Ergebnis der Abstimmung, verkündet der Vorsitzende die Verurteilung oder den Freispruch des Angeklagten. (Vgl. hierzu die Ergebnisse der Abstimmung auf deutschen Bühnen.) Mit der Inszenierung des oben skizzierten ethischen Dilemmas stellt Schirach nicht nur die Frage nach dem Verhältnis von Recht und Moral, sondern sein Stück fragt auch, wie wir in Zukunft leben wollen. Werden wir uns für die Freiheit oder für die Sicherheit entscheiden? Wollen wir, dass die Würde des Menschen - wie sie im Grundgesetz verankert ist - trotz weltweiter Terroranschläge weiterhin gilt? Es handelt sich also um keine einfache Frage, die die Zuschauer des Theaterstücks am Ende des Stücks beantworten müssen.
Didaktische Hinweise
Das Theaterstück eignet sich sehr gut zur gemeinsamen Lektüre mit einer Schulklasse ab der 10. Klasse. Der Vorteil der Lektüre gegenüber der Inszenierung ist der, dass die Schülerinnen und Schüler beide Plädoyers „Urteil“ oder „Freispruch“ im Dramentext nachlesen können. Die Argumentation der Staatsanwältin und des Verteidigers können leicht herausgearbeitet werden, der philosophische und rechtliche Rahmen wird klar und für Schülerinnen und Schüler verständlich dargelegt. Besondere Brisanz hat das Stück aber nicht nur durch die oben erwähnte Online-Abstimmung erlangt, sondern auch aufgrund der am 17. Oktober 2016 in der ARD ausgestrahlten Verfilmung. Dabei stellte sich neben der Frage nach dem Urteil auch die Frage, ob man eine im Grunde eindeutige Gesetzeslage dem Publikum zur Abstimmung überlassen darf. Zur Kritik an der Fernseh-Umfrage vgl. die SWR 2-Kritik sowie die Kritik der Süddeutschen Zeitung.
Gattung
- Dramen
Eignung
sehr gut als Klassenlektüre geeignetAltersempfehlung
Jgst. 10 bis 13Fächer
- Deutsch
- Ethik/Religionslehre (Evang. Religionslehre
- Sozialkunde/Politik und Gesellschaft
Erscheinungsjahr
2016ISBN
9783442714964Umfang
176 SeitenMedien
- Buch
- E-Book
- Hörbuch