Jenny Erpenbeck: Heimsuchung

Besprechung

Ausgangspunkt: Für das Haus am See gibt es nach der Wende Restitutionsansprüche der Erben. Diesen wird stattgegeben und der Wechsel gibt der Enkelin der letzten Hausherren Anlass zur Rückschau. Schlaglichtartig werden dabei die Schicksale von Menschen, die vorher mit dem Haus verbunden waren, dargestellt. Zu DDR-Zeiten steht die Großmutter im Mittelpunkt, eine Schriftstellerin, die als alte Kommunistin gewisse begrenzte Privilegien genoss und mit ihrer Familie und auch der Enkelin unvergessliche Sommer in dem Haus erlebte. Vermischt mit der Geschichte des Erbauers, mit dem grässlichen Schicksal jüdischer Nachbarn, mit Erzählungen über Fluchtversuche und einschneidende Erlebnisse von Kindern in der Sommerfrische erlebt der Leser Haus und Garten am See auch aus der Perspektive des Gärtners. So gelingt eine eigenartig poetisch-jahreszeitlich-historische Betrachtungsweise des Ortes und seiner Bewohner, auf die man alle in irgendeiner Form das Wort „Heimsuchung“ anwenden kann, nicht zuletzt auf die Enkelin, für die es sich bei dem Haus um ihr verlorenes Kindheitsparadies handelt. Autobiografische Bezüge wurden in der Presse mehrfach erwähnt.