Rafik Schami; Ole Könnecke: Wie ich Papa die Angst vor Fremden nahm
Besprechung
Mama ist nicht mehr da, so ist der Papa also alleine mit seiner Tochter. Er will seiner Tochter ein guter Vater sein, deshalb liest er ihr am Bett vor, macht Späße, übt sich in Geduld und ist jederzeit bereit, Zauberkunststücke vorzuführen. Doch – überraschend für seine Tochter – kaum gehen sie beide in der Stadt an einem Schwarzen vorbei, wird die Hand Papas plötzlich hart. Er drückt zu „wie ein Nussknacker“. Darauf angesprochen, nennt er hundert Gründe für sein Verhalten: Sie seien ihm unheimlich, sähen anders aus, seien schmutzig und laut etc. Da trifft es sich gut, dass Banja, ein Mädchen aus derselben Klasse zu einer Geburtstagsfeier einlädt. Und da sie Zauberer über alles liebt, „verpflichtet“ die Tochter ihren Vater zu einer Vorführung. Klugerweise verrät sie vorher nicht, dass es sich um eine farbige, schwarze Familie handelt. Als es so weit ist – und Vater seinen großen Schock mithilfe seiner Tochter überwunden hat, legt er alle Vorurteile ab und zaubert mit großem Erfolg – am Ende hat er auch seine Reserviertheit den Schwarzen gegenüber weggezaubert. Rafik Schami gelingt mit diesem Buch ein Kunststück. Mit wenigen Worten drückt er so viel aus! Eines der hartnäckigsten Probleme unserer Zeit sind eben die Vorurteile anderen Gruppen – Rassen, Kulturen und Religionen – gegenüber. Mag der technische Fortschritt noch so weit vorangetrieben sein, die (falschen) Vorurteile bleiben. Sie sitzen im Gefühl fest, nicht so sehr im Verstand. Und dagegen anzukämpfen ist sehr schwer. Deshalb versucht Rafik Schami, als Syrer selbst Fremder in Deutschland, gar nicht erst mit rationalen Argumenten die/den Leser/in zu überzeugen. Er erzählt vielmehr die Geschichte von einem Kind, im Gegensatz zu seinem Vater noch unbelastet vom Gespenst der Vorurteile, einem kleinen Mädchen, das mit Raffinesse und Witz ihren Vater zu einer „schwarzen“ Familienfeier bugsiert. Köstlich einfach und naiv, aber gerade deshalb tiefer in die menschliche Psyche eindringend, am überkritischen Verstand vorbei. Entsprechend köstlich die comicartigen Zeichnungen von Ole Könnecke. Ein im besten Sinne des Wortes „wertvolles“ Buch!
Didaktische Hinweise
Gattung
- Kurzprosa, Erzählungen, Textsammlungen, Tagebücher
Eignung
für die Schulbibliothek empfohlenAltersempfehlung
Jgst. 2 bis 4Fächer
- Deutsch
- Ethik/Religionslehre (Evang. Religionslehre
Erscheinungsjahr
2003ISBN
9783446203311Umfang
28 SeitenMedien
- Buch