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Orhan Pamuk: Schnee

Besprechung

Der im deutschen Exil lebende Dichter Ka reist in seine Heimatstadt Kars in der anatolischen Provinz. Dort hofft er, die schöne Ipek zur Frau zu gewinnen. Als Journalist will er über die Serie von Selbstmorden junger Frauen, die zur Aufgabe des Schleiers gezwungen werden, schreiben. Er gerät jedoch schnell mitten hinein in die gegenwärtigen politischen Unruhen, da ein im Theater inszenierter Putschversuch stattfindet, zahlreiche Personen in seiner Nähe ums Leben kommen und auch er selbst zwischen den Fronten der Islamisten und des liberalen Bürgertums einer persönlichen Bedrohung ausgesetzt ist. Er kehrt ohne Ipek nach Deutschland zurück, wo er später von fanatischen politischen Aktivisten ermordet wird. Der Titel des Romanes verweist auf den unaufhörlich fallenden Schnee in Kars, der die Stadt zu einem abgeschlossenen Raum macht, in dem niemand mehr frei agieren kann. Leitmotivisch durchzieht Kas poetisches Schaffen – er schreibt unaufhörlich Gedichte über die einzelnen Stationen seines Aufenthalts – die Handlung. Wenngleich vielfach aus Kas Perspektive erzählt wird, gibt es einen allwissenden Erzähler. Er kennt den Ausgang der Geschichte und bezieht auch Stellung zur politischen und gesellschaftlichen Situation. Trotz der turbulenten Ereignisse wirkt der Roman eher handlungsarm und lebt viel von subtilen Charakterbildern und von der distanzierten, melancholischen Atmosphäre, die aus der Vermischung von Vertrautem und Fremdem entsteht. Erst im letzten Teil spitzen sich die Ereignisse zu und treiben die Handlung voran. Auch sprachlich stellt das Werk keinen geringen Anspruch und verlangt nach einem geübten Leser.

Didaktische Hinweise

Orhan Pamuk, Nobelpreisträger für Literatur im Jahr 2006, zählt zu den großen türkischen Gegenwartsautoren. Im Rahmen einer Definition von Weltliteratur, die sich nicht auf den westlichen Kulturkreis beschränkt, sollten Schüler der gymnasialen Oberstufe unbedingt Auszüge aus Pamuks Werk kennenlernen. Als Buchvorstellung durch literarisch interessierte Schüler vorstellbar. Als ergänzende Lektüre in Auszügen kann Necla Keleks umstrittene Monografie „Die verlorenen Söhne“ zur Diskussion gestellt werden, eine äußerst kritische Bestandsaufnahme der Situation türkischer Einwanderer-Nachkommen, die die Rolle des Islam im alltäglichen Leben beschreibt. Nevfel Cumart, Schriftsteller türkischer Herkunft und Islamwissenschaftler aus Bamberg, steht für Autorenlesungen, Vorträge und Schreibwerkstätten an Schulen zur Verfügung. Hoempage: www.cumart.de. Themenauswahl für Vorträge zum Islam:- „Und Muhammed ist sein Prophet“: Einblicke in die Religion des Islam - „Das Paradies liegt zu ihren Füßen“: Die Stellung der Frau im Islam - „Der Richter ist Gott allein“: Tod und Jenseitsvorstellungen im Islam - „Das Schwert Allahs oder eine Krise der Moderne?“: Der Fundamentalismus im Islam - „Die Gärten der Erkenntnis“: Eine Einführung in die islamische Mystik Vorträge zur Türkei: - „Vom Elfenbeinturm in die anatolische Steppe“: Türkische Literatur der Moderne - „Sonne, Meer und Tempelgräber“: Türkei – Urlaub in der Heimat der Gastarbeiter - „Vom Bosporus bis zum Ararat“: Staat, Politik und Gesellschaft in der Türkei.

Alle hier rezensierten Werke von Orhan Pamuk

Gattung

  • Romane

Eignung

in Auszügen geeignet

Altersempfehlung

Jgst. 11 bis 13

Fächer

  • Deutsch
  • Ethik/Religionslehre (Evang. Religionslehre
  • Geografie/Erdkunde
  • Interkulturelle Erziehung

FÜZ

  • Soziales Lernen

Erscheinungsjahr

2005

ISBN

9783446205741

Umfang

514 Seiten

Medien

  • Buch