Manfred Mai: Der Traum von einer besseren Welt - Die großen Menschheitsutopien

Besprechung

Der Band stellt in elf Kapiteln die wichtigsten politischen Utopien vor, beginnend mit Platons „Politeia“ und Klassikern wie Thomas Morus' Insel Roman „Utopia“, der der Gattung ihren Namen gab, und Campanellas „Sonnenstaat“. In der Moderne führt der Weg über Marx und Engels sowie Huxley bis herauf zur „Ökotopia“ des Amerikaners Ernest Callenbach aus den 70er-Jahren des 20. Jahrhunderts.

Das vom Autor beabsichtigte Vorhaben ist verdienstvoll, aber gewiss nicht immer einfach einzulösen, vor allem was die älteren „klassischen“ Werke betrifft. Manfred Mai gelingt es aber beeindruckend, seine Leser auf diese Reisen ins unbekannte „Niemandsland“ mitzunehmen. So stellt er an den Anfang jedes Kapitels knappe, aber klare Informationen über den jeweiligen historischen Hintergrund von Verfasser und utopischem Konzept; einem klug abwägenden Inhaltsreferat folgt jeweils die Einordnung in den utopiegeschichtlichen Zusammenhang. So lässt sich der Leser gerne auch auf ungewöhnliche Pfade führen. Eine leichte Lektüre ist das Ganze freilich trotzdem nicht. Dafür erhält man auch als Erwachsener und Kenner der Materie durchaus neue Kenntnisse und überraschende Einsichten. Wer weiß z. B. schon, dass bereits Platon für die Chancengleichheit und die gleiche Erziehung der Frauen plädierte? Insgesamt wird immer wieder deutlich gemacht, dass viele moderne Errungenschaften in diesen utopischen Konzepten vorausgedacht, viele moderne Irrtümer und Fehlentwicklungen dort längst kritisch hinterfragt wurden. Auch diese Akzentuierungen verdanken sich vor allem den einordnenden Anmerkungen des Verfassers am Ende jedes Kapitels, wo Mai geschickt auf Querverbindungen und weiterführende Ansätze verweist – alles in einer sehr klaren, von Wissenschaftsjargon freien Sprache.

Vorzustellen und warm zu empfehlen ist mithin ein sehr lesenswerter Titel für aufgeschlossene Jugendliche und Erwachsene, der den mühsamen Prozess der Emanzipation des Menschen durch die Jahrhunderte darstellt und die entscheidende Rolle, die den Utopien besonders seit Beginn der Neuzeit dabei zukommt.