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Philip Roth: Nemesis

Besprechung

Bucky Cantor wurde im Zweiten Weltkrieg nicht zum Kriegsdienst eingezogen, weil er schlecht sieht. Er wird Sportlehrer und widmet sich in einem heißen Sommer voller Engagement Kindern, die in den Ferien nicht wegfahren können. Als immer mehr seiner Schüler an Kinderlähmung erkranken und viele daran sterben, bekommt er Schuldgefühle, weil er sie nicht schützen konnte. Niemand weiß, wie die Polio übertragen wird, deshalb kommt es zu kuriosen Spekulationen – man fühlt sich an die Entdeckung von AIDS erinnert. Buckys Freundin Marcia, deren Vater als Arzt Bucky zunächst eine große Hilfe bei der Bewältigung seiner Angst um die Kinder schien, betreut Kinder in einem Camp in den Bergen und bewegt ihn schließlich dazu, zu kündigen und auch in der kühleren, dadurch vermeintlich sicheren Gegend zu arbeiten. Bucky und Marcia erleben glückliche Tage des Zusammenseins, doch verstärkt sich Buckys schlechtes Gewissen, als er durch seine Großmutter von weiteren Krankheits- und Todesfällen daheim in Newark erfährt. Eines Tages erkrankt aber auch in den Bergen ein Kind, ein besonderer Schützling Buckys, und die Geschichte nimmt eine unerwartete Wendung. Bucky will sich mit seiner Freundin verloben, aber zuvor lässt er sich testen, um zu erfahren, ob er Überträger der Krankheit sein kann. Es wird ihm mitgeteilt, dass er das Virus in sich trägt, und er kehrt nie wieder in das Lager oder zu Marcia zurück. Obwohl erwiesen ist, dass nicht er das Virus ins Lager gebracht haben muss, weigert er sich, als er tatsächlich erkrankt und verkrüppelt bleibt, mit seiner Freundin, die er andererseits nie mehr aus seinen Gedanken verbannen kann, zusammenzuleben ... Der Erzähler der Geschichte, einer der Schüler von Bucky Cantor, übernimmt im letzten Teil des Romanes die Rolle des Freundes und Vermittlers, scheitert aber an dessen unerbittlicher Selbstzerfleischung. Dass er damit sich anmaßt, über das Leben Marcias zu bestimmen, die ihm in treuer Liebe zugetan ist und ihn bei einem letzten Treffen ausdrücklich bittet, zu ihr zurückzukehren, will er nicht wahrhaben. Im Gegensatz zu seinem Freund, auch er behindert, aber mit einer Familie glücklich lebend, und dem amerikanischen Präsidenten Franklin D. Roosevelt, dem berühmtesten Opfer einer Epidemie nach dem Ersten Weltkrieg, das nie mehr selbständig gehen konnte, aber sein Schicksal mutig annahm und die „Pfennig-Parade“ (March of Dimes) gründete, endet er verbittert und einsam.

Didaktische Hinweise

Bucky Cantor ist 20 Jahre alt, als die amerikanische Flotte im Pazifik in Pearl Harbour fast vernichtet wird. Als er diverse Rehabilitationskliniken durchlaufen muss, geht der Krieg zu Ende. Die Epidemie in Newark, Roth's Heimatstadt, gab es zwar nicht wirklich, wohl aber viele andere. Ein wirksamer Impfstoff wurde erst 1960 gefunden. Dieser Hintergrund wäre in einer Seminar-Arbeit oder in einem Referat (Biologie, Geschichte) zu erarbeiten. Nemesis ist die griechische Göttin des gerechten Zorns. Die Analyse B. Cantors als eines an Gott und der Gerechtigkeit verzweifelnden und dadurch auch hybriden Menschen, der sein eigenes Schuldgefühl über alles und dabei auch Marcias Lebensglück stellt, ist ein weiteres Thema für den Unterricht. Auch die Erzählperspektive ist besonders: Zu Anfang gibt es einen Ich-Erzähler, der aber nur als „Wir“ erscheint und erst aus der Menge der Schüler auftaucht, als ein Junge namens Arnie Mesnikoff bei einer Aufzählung der Neuerkrankungen sich mit einem „und ich“ als Erzähler zu erkennen gibt. Im dritten Kapitel übernimmt dieser dann eine eigene Rolle und schildert seine zufällige Begegnung 1971 mit Cantor. Auch als Klassenlektüre sehr geeignet.

Gattung

  • Romane

Eignung

sehr gut als Klassenlektüre geeignet

Altersempfehlung

Jgst. 11 bis 13

Fächer

  • Deutsch
  • Englisch

FÜZ

  • Kulturelle Bildung
  • Gesundheitsförderung

Erscheinungsjahr

2011

ISBN

9783446236424

Umfang

221 Seiten

Medien

  • Buch