Jean Echenoz: 14
Besprechung
Blanche ist Erbin einer Schuhfabrik in der Vendée. Als der Krieg ausbricht, erwartet sie ein Kind, wohl von Charles, der dank der Beziehungen des Arztes zwar eingezogen, aber hinter die Front und zur Luftwaffe versetzt wird. Statt dass ihm das eine baldige Rückkehr aus dem auf höchstens zwei Wochen Dauer eingeschätzten Kriegs ermöglicht, wird er in den ersten Wochen angeschossen. Anthime, Charles' sympathischerer Bruder dagegen verliert den rechten Arm und kehrt als Invalide zwei Jahre nach der Einberufung heim. Blanche hat inzwischen seinen Neffen geboren und sie spaziert mit Anthime und dem Kinderwagen durch die Stadt, in der es nur mehr Frauen, Kinder, Greise und Invaliden wie ihn gibt. Arcenel, ein Freund, verlässt die Front, wird als Deserteur ertappt und hingerichtet. Ein anderer Kamerad, Padioleau, kehrt ebenfalls als Invalide zurück: Ihm hat ein Giftgasangriff das Augenlicht zerstört. Gleichzeitig floriert die Schuhfabrik, da für die Soldaten Stiefel gebraucht werden, die allerdings zunehmend schlampiger gefertigt werden. Ein mittlerer Skandal wegen eines groben Missverhältnisses zwischen Herstellungskosten und Verkaufspreis wird abgewendet. Blanche und Anthime fahren nach Paris und zeugen einen Sohn, der zum Ende des Kriegs auf die Welt kommt und Charles genannt wird. So beginnt ein grausamer Krieg und geht vorüber, während in der Stadt die Menschen ihren Alltag weiter leben, so gut es eben geht. In einer Welt vor der medialen Informationsflut künden nur wenige Briefe der Soldaten und die Toten und Verletzten von den Schlachten, die im Norden geschlagen werden. Der Erzähler ist Herr der Geschichte. Er schätzt die Menschen, von denen er erzählt, und er kennt ihre Zukunft, worauf er manchmal andeutend hinweist. Obwohl das Geschehen in den fernen Gräben den Menschen so grausam mitspielt, klingt die leise Ironie in der Erzählung nicht fehl am Platze, zum Beispiel als geschildert wird, wie sich Freunde zur Einberufung treffen, wie Padioleau mit einem schweren Kater vom Feiern am Vorabend erscheint oder wie schlecht passende Uniformen verteilt werden. Freund Bossi schimpft, dass er sich „in der Zeit, die ihm noch zu leben bleibe, nicht mehr an diese Hose gewöhnen werde“.
Didaktische Hinweise
Der Text ist kurz und in knappen Kapiteln gehalten, die jeweils eine zentrale Perspektive haben. Anfangs spielen einige Teile an der Front, mit der Heimkehr des Protagonisten ändert sich das. Einige Hinweise auf den Kriegsverlauf und einzelne Schlachten sollten mit den historischen Gegebenheiten verglichen werden. Die Vorgeschichte des Krieges können die Schülerinnen und Schüler auch Florian Illies' „1913“ entnehmen. Beide Bücher zusammen geben einen guten Eindruck von den historischen Hintergründen und dem Leben der Menschen in der Zeit. Angesichts der negativen Aufnahme in deutschen Feuilletons bietet sich ein Vergleich mit den wohlwollenden Besprechungen in Frankreich an.
Gattung
- Romane
Eignung
als Klassenlektüre geeignetAltersempfehlung
Jgst. 11 bis 13Fächer
- Deutsch
- Französisch
- Geschichte
FÜZ
- Soziales Lernen
Erscheinungsjahr
2014ISBN
9783446245006Umfang
126 SeitenMedien
- Buch