Sally Nicholls: Keiner kommt davon - eine Geschichte vom Überleben
Besprechung
Im Grunde ist Isabel mit ihrem Leben in einem englischen Dorf zufrieden. Anders als ihr älterer Bruder Geoffrey, der Mönch im nahegelegenen Kloster geworden ist, nicht weil er besonders gläubig ist, sondern weil das im vierzehnten Jahrhundert die einzige Möglichkeit ist, etwas zu lernen. Auch Isabels Freund Robin, dem sie seit ihrer Geburt versprochen ist und den sie liebt, möchte dem Dorf am liebsten den Rücken kehren. Ihn zieht es in ferne Länder, er möchte als Kaufmann reisen und die Welt sehen. All das ist Isabel fremd, sie fühlt sich mit dem Land verbunden, mit den wiederkehrenden Arbeiten auf dem Hof und dem ewigen Kreislauf der Jahreszeiten. Der einzige Wunsch, den Isabel hegt, ist der, keine Hörige mehr zu sein, die dem Grundherrn Sir Edward Gehorsam schuldet und tun muss, was man ihr sagt. Schleichend bricht Isabels Welt zusammen. Die Pest nähert sich dem Dorf, zunächst in Gestalt von Flüchtlingen, die abgewiesen werden. Isabel sieht die Reaktion der Dorfbewohner mit gemischten Gefühlen. Wie würde es ihr ergehen, wenn man ihre jüngeren Geschwister und sie selbst fortjagen würde, ihren Vater und ihre liebenswürdige Stiefmutter? Die Einschläge kommen näher, zunächst trifft es heimlich Zugezogene. Ein Baby stirbt völlig allein, eine alte Frau liegt tagelang tot im Schweinestall. Der Priester ergreift bei den ersten Anzeichen der Krankheit die Flucht. Schließlich stirbt Robins Mutter, trotz der Ansteckungsgefahr nimmt Isabels Stiefmutter den Jungen auf. Isabels jüngster Bruder, ein Baby, ist der nächste, schließlich sterben Stiefmutter und Vater. Die Dorfbewohner werden auf unheimliche und grausame Weise weniger, die Überlebenden lähmt das Entsetzen. Wie jede Katastrophe so führt auch die Pest zu sozialen Umbrüchen. Am Ende des berührenden Romans hat Isabel zwar auch ihre große Liebe Robin an den Schwarzen Tod verloren, aber sie besitzt eigenes Land - und ist frei.
Didaktische Hinweise
Sally Nicholls ist nach ihrem furiosen Debüt „Wie man unsterblich wird. Jede Minute zählt“, das mit vielen Preisen ausgezeichnet und in achtzehn Sprachen übersetzt wurde, erneut ein mitreißender Jugendroman gelungen. Die Ich-Erzählerin Isabel berührt den Leser unmittelbar und lässt ihn die beklemmende Atmosphäre im Dorf spüren. Das liegt sicherlich auch an Beate Schäfers einfühlsamer und hinreißender Übersetzung. Als sehr hilfreich erweist sich außerdem das Nachwort, das schlüssig den historischen Hintergrund erklärt. Ein Glossar erläutert übersichtlich wichtige Fachbegriffe und erweitert so die Kenntnisse über die mittelalterliche Gesellschaft, die Landwirtschaft und den Alltag im vierzehnten Jahrhundert. Insofern ist Nicholls Roman für eine fächerübergreifende Behandlung geradezu prädestiniert. Für das Fach Geschichte ist dieses Jugendbuch ein Glücksfall, da hier sowohl die mittelalterliche Herrschaftsform als auch das Leben im Kloster und viele weitere Themen anschaulich behandelt werden. Der Hanser Verlag hält auf seiner Webseite eine Leseprobe und Informationen zur Autorin bereit. Der Roman ist als E-Book erhältlich und der Verlag Audiolino bietet ein Hörbuch an.
Gattung
- Romane
Eignung
sehr gut als Klassenlektüre geeignetAltersempfehlung
Jgst. 7 bis 9Fächer
- Deutsch
- Geschichte
Erscheinungsjahr
2014ISBN
9783446245112Umfang
288 SeitenMedien
- Buch
- E-Book