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Karen Köhler: Wir haben Raketen geangelt. Erzählungen

Besprechung

Die vierzigjährige Erzählerin (der Tonfall ihrer Geschichten erscheint weitaus jünger) hat es mit ihren neun Geschichten bis ins Finale des ZDF-„aspekte“-Literaturpreises für das beste literarische Debüt des Jahres 2014 geschafft. Im Mittelpunkt der Erzählungen (die auch graphisch ansprechend gestaltet sind) stehen weibliche Figuren, die durchaus harte Erlebnisse und Enttäuschungen hinter sich haben und auf der Suche nach Auswegen, Neuem, Erlösung oder was auch immer sind. Die Männer kommen mit wenigen Ausnahmen schlecht weg, sie wirken verantwortungslos, gleichgültig, selbstbezogen. Die erste Geschichte ist eine Krankheitsgeschichte, die dreiunddreißigjährige Heldin hat Krebs. Der Leser kann kaum ertragen, wie lapidar die Ich-Erzählerin über die Lieblosigkeit und Ignoranz des Vaters („das wird schon wieder“), über Perücken und Stoma-Therapien berichtet. Aber dann taucht ein älterer Mann auf, ein „Popstarsonnenbrillenparadiesvogelpatientenopa“, der sogenannte Comandante, und alles wird zumindest eine Zeitlang etwas erträglicher. Eine ganz harte Geschichte: „Wild ist scheu“ erzählt davon, wie sich eine Frau aus Kummer über den Tod des Partners in den Wald begibt, um dort zu sterben. Eine der Erzählungen spielt auf einem Kreuzfahrtschiff, eine andere dreht sich um einen rettenden Indianer im Death Valley. Eine Geschichte besteht nur aus Postkarten, die eine Frau ihrem Freund schreibt. Gespannt verfolgt man, ob die beiden vielleicht doch wieder zusammenkommen. Einen guten Eindruck von den Inhalten und Zusammenhängen gibt eine Hörrezension auf swr2: www.swr.de/swr2/literatur/rezension-von-jochen-rack-karen-koehler-wir-haben-raketen-geangelt/-/id=6891032/nid=6891032/did=14020930/lis71y/index.html

Didaktische Hinweise

Das Buch ist unbedingt zu empfehlen, als Leseangebot und als Lektüre für die Oberstufe, sofort, wenn die Taschenbuchausgabe vorliegt. Nach Meinung der Rezensentin wird sich das Buch zum Lektüreklassiker entwickeln und vielleicht sogar in der Oberstufe „Tschick“ den Rang ablaufen. Als gute Anregung für kreatives Schreiben könnte man die Postkartenerzählung „Polarkreis“ verwenden (entweder bricht man die Erzählung vor dem Ende ab und lässt sie von Schülern fertig schreiben oder gibt Situationen vor, die ähnlich bearbeitet werden könnten).

Gattung

  • Kurzprosa, Erzählungen, Textsammlungen, Tagebücher

Eignung

sehr gut als Klassenlektüre geeignet

Altersempfehlung

Jgst. 10 bis 13

Fächer

  • Deutsch

Erscheinungsjahr

2014

ISBN

9783446246027

Umfang

237 Seiten

Medien

  • Buch
  • E-Book
  • Hörbuch